Risikovorsorge spart Kosten

Von besserer Schadenprävention können Versicherer und Unternehmen profitieren

Von Patrick Hagen Das Feuer bricht mitten in der Nachtschicht aus. Ein Großbrand in einem Werk des Reifenherstellers Goodyear Dunlop im März 2004 zerstört Tausende Reifen und beschädigt Produktionsanlagen. Doch bereits wenige Tage danach produziert das Werk wieder Reifen. 560 Spezialisten der Sanierungsfirma Belfor waren daran beteiligt, die Unterbrechung möglichst kurz zu halten. „Unsere Hilfe hat den Standort gerettet“, sagt Belfor-Sprecherin Cornelia Meyer von Bremen.

Kühlflüssigkeiten, Lösungsmittel oder falsch gelagerte Kunststoffbehälter – die Ursachen für Großbrände in der Industrie sind vielfältig. Feuer verursachen immer noch die schwersten Schäden in Unternehmen. Dahinter folgen Explosionen und Naturkatastrophen.

Die entstehenden Sachschäden sind für die Firmen in der Regel das kleinere Problem. Kritischer sind Schäden durch einen Betriebsstillstand. Zwar lassen sich fortlaufende Kosten und entgangene Gewinne mit Betriebsunterbrechungsversicherungen gut abdecken, diese schützen aber nicht vor Folgeschäden. „Imageverluste und abwandernde Kunden kann eine Versicherung nicht abdecken“, sagt Achim Hillgraf, Deutschlandgeschäftsführer von FM Global, einem der weltgrößten Industrieversicherer.

Deshalb versuchen immer mehr Unternehmen, Schäden gar nicht erst entstehen zu lassen. „Es gibt ein verstärktes Bewusstsein für die Wichtigkeit von Vorsorge“, sagt Günter Schlicht, Geschäftsführer des Deutschen Versicherungs-Schutzverbands, der Interessenvertretung der Industrie in Versicherungsfragen. Eine Ursache für diesen Bewusstseinswandel sind die Katastrophen der vergangenen Jahre. Der 11. September 2001, der Hurrikan „Katrina“ und auch die Elbflut haben Unternehmen gezeigt, dass sich Schadenvorsorge lohnen kann.

Davon profitieren beide Seiten: Denn jeder Tag der Betriebsunterbrechung kostet Unternehmen und Versicherer viel Geld. „Wir sind der Überzeugung, es ist besser, Schäden zu vermeiden, als sie im Nachhinein zu beheben“, sagt Hillgraf. FM Global simuliert deshalb in einem eigenen Testzentrum Groß brände, Hurrikane oder Staubexplosionen.

Der Versicherer bietet Sach- und Betriebsunterbrechungsversicherungen an. Unternehmen, die in bessere Sicherheitsvorkehrungen investieren, zahlen niedrigere Prämien oder können sich durch langfristige Verträge den üblichen Prämienschwankungen entziehen.

Der Sanierungsspezialist Belfor versucht nicht, Schäden zu verhindern, sondern will Unternehmen mit Notfallreaktionsprogrammen eine bessere Vorsorge gegen Schäden bieten. Damit sollen die Folgen eines Betriebsstillstands verringert werden. „Betriebsunterbrechung heißt nicht selten auch Betriebsschließung“, sagt Belfor-Sprecherin Meyer von Bremen. Zu den Kunden von Belfor gehören neben Goodyear Dunlop auch die Elektronikkonzerne Philips und Siemens.

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Ein Feuerwehrmann beobachtet den Brand eines Altreifenlagers am südlichen Stadtrand von Berlin. Großbrände kommen die Versicherer teuer zu stehen. Sie drängen die Kunden zur Risikovorsorge – picture-alliance/dpa

Quelle: Financial Times Deutschland

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