Streit über neue Bedingungen

Logistikdienstleistungen erfordern Anpassungen in der Transportversicherung

Als das Geldtransport-Unternehmen Heros im Februar als Folge einer Betrugsaffäre Insolvenz anmeldete, sah es zunächst so aus, als ob auf Transportversicherer Forderungen in dreistelliger Millionenhöhe zukämen. Doch mittlerweile kann der führende Versicherer Mannheimer erst einmal aufatmen: „Wenn sich unsere bisherigen Erkenntnisse bestätigen, dann würde keine Leistung fällig“, sagt Sprecher Jürgen Wörner.

Bei der Mannheimer hatte Heros eine Warenversicherungspolice gekauft. 62,5 Prozent der Grundsumme von 10 Mio. Euro übernahm das Unternehmen, das zur österreichischen Uniqa gehört. Doch die Warenversicherung greift nur, wenn das Geld während des Transports verschwindet.

Soweit die Mannheimer aus den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ersehen hat, wurde bei Heros aber Giralgeld veruntreut, das bereits bei der Bundesbank eingezahlt wurde. „Dafür sind wir nicht zuständig.“ Von Großschäden blieben die Transportversicherer damit in den vergangenen Monaten verschont, wie schon 2005. Das gilt zumindest im Inland. Im Ausland schlugen vor allem die Hurrikane in den USA zu. Sie haben auch dem größten Unternehmen der Branche, der Allianz, die Gewinne verhagelt. Für 2005 weist der Versicherer einen Nachsteuerverlust von 186 Mio.Euro in der Transport- und Luftfahrtversicherung aus, nach einem Gewinn von 88 Mio. Euro im Vorjahr. Geführt wird das Transportgeschäft von Allianz Marine & Aviation, die gerade Teil von Allianz Global Risks geworden ist. Der Bereich erzielte im vergangenen Jahr Prämieneinnahmen von 1,1 Mrd.Euro.

Deutsche Transportversicherer erreichten 2004 im Inland Prämieneinnahmen von 1,9 Mrd. Euro. Zahlen für 2005 liegen noch nicht vor. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) rechnet mit stabilen bis leicht gesunkenen Einnahmen. „Grundsätzlich gilt, dass die Risikosituation nicht durch die Prämien widergespiegelt wird“, sagt Jens Schildknecht, Abteilungsleiter Transport beim GDV.

Für Aufregung in der Branche haben die so genannten Logistik-AGB gesorgt, die Ende März vorgestellt wurden. Das sind standardisierte Vertragsbedingungen für logistische Zusatzleistungen, die nicht von den etablierten Allgemeinen Deutschen Spediteurbedingungen erfasst werden. „Der Spediteur hat sich bislang auf einem Minenfeld bewegt“, sagt Axel Salzmann, Sprecher des Großmaklers Oskar Schunck. Das Unternehmen war an der Entwicklung der neuen Vertragsbedingungen maßgeblich beteiligt.

Viele neue Dienstleistungen von Logistikern sind durch die alten Bedingungen nicht erfasst: Ein Spediteur liefert 120 Autos aus und übernimmt auch die Zulassung und das Anbringen der Nummernschilder. Er bohrt Löcher für die Anbringung der Nummernschilder in die Heckklappe – und übersieht dabei, dass es schon vorgebohrte Löcher gab. Der Kunde will jetzt 120 Heckklappen ersetzt haben. Eine traditionelle Transportversicherung würde dafür keinen Cent zahlen. Schunck hat bereits eine neue Police auf Basis der AGB auf den Markt gebracht.

Zitat:

“ „Das Risiko wird nicht durch die Prämien widergespiegelt“ “ – Jens Schildknecht, GDV –

Katrin Berkenkopf

Quelle: Financial Times Deutschland

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