Völlig verändertes Geschäftsmodell · Neue Gesellschaft tritt selbst als Versicherer auf
Von Herbert Fromme, München Der Versicherungs- und Bankkonzern Allianz wird im August seine deutsche Tochter Allianz Versicherung aufspalten. Der kleinere Teil, der bisher die Industrieversicherung betrieben hat, wird dann mit der neuen Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) verschmolzen.
„Insgesamt wechseln 560 Mitarbeiter und rund 600 Mio. Euro Prämie“, sagte gestern AGCS-Chef Axel Theis. Die Allianz Versicherung betreibt dann kein Industriefeuer- oder Haftpflichtgeschäft mehr mit Unternehmen, die mehr als 500 Mio. Euro Umsatz aufweisen. Stattdessen konzentriert sie sich auf Privatkunden und kleinere Betriebe.
Die Allianz hat die Industrieversicherung neu organisiert, um dieses Geschäftsfeld transparenter zu machen und die Betreuung von Großkunden zu verbessern. Die bisher separat arbeitenden Allianz Global Risks (AGR), zuständig für die Versicherung von Großunternehmen, und Allianz Marine and Aviation (AMA) fusionieren gerade und arbeiten künftig als AGCS.
Damit einher geht die Änderung des Geschäftsmodells. Bisher war AGR als Rückversicherer aktiv und nur virtuell ein Industrieversicherer. Ein großer Industriekonzern, der für zehn Länder Versicherungsschutz benötigte, verhandelte den Deal zwar mit der AGR, zahlte die Prämie dann aber an örtliche Allianz-Gesellschaften in diesen Ländern. Sie gaben dann den größten Teil der Prämie und des Risikos an die AGR auf dem Weg der Rückversicherung weiter.
Künftig tritt AGCS als Erstversicherer auf, der das Geschäft direkt in seine Bücher nimmt und in den Ländern Niederlassungen hat. Ausnahme bleiben die USA. „Dort gibt es aufsichtsrechtliche Vorschriften, die das Weiterbestehen einer eigenen Gesellschaft nötig machen“, so Theis.
Die neue Gesellschaft AGCS verantwortet insgesamt ein Prämienvolumen von 3,9 Mrd. Euro. Nach Abgaben an Rückversicherer und Abzug der Prämienteile, die bei örtlichen Allianz-Töchtern bleiben, kommt die Gesellschaft auf Nettoprämien von 2,4 Mrd. Euro.
Davon stammen 30 Prozent oder 800 Mio.Euro aus Deutschland. Theis sagte, es sei nach der Fusion von HDI und Gerling nicht ganz klar, wer die Nummer eins und wer die Nummer zwei im deutschen Markt sei. „Jeder hat andere Messgrößen“, sagte er. Während HDI Gerling als Industrieversicherung alle Verträge mit Firmen über 5 Mio. Euro Umsatz zählt, fängt das Segment für die AGCS bei 500 Mio. Euro an. Allerdings gehört zum Geschäftsfeld der AGCS auch die gesamte Transport- und Luftfahrtversicherung, auch bei kleineren Kunden. „Mich stört es nicht, wenn wir die Nummer zwei sein sollten, solange das in unserer Arbeit dazu führt, dass wir die Position der Nummer eins anstreben“, sagte Clement Booth, Vorstandsmitglied der Allianz Holding und Aufsichtsratschef der AGCS.
Booth sagte, die neue Gesellschaft werde künftig eng mit der Allianz Risk Transfer (ART) in Zürich zusammenarbeiten. ART sei „zwischen Versicherung und Bank“ angesiedelt und biete Großkonzernen Alternativen in der Risikokontrolle.
Quelle: Financial Times Deutschland
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