Winterthur-Verkauf kann starten

Credit Suisse bereitet Boden für Veräußerung und erwirbt Aktienpaket an deutscher DBV

Von Herbert Fromme, Köln Die Schweizer Bank Credit Suisse (CS) hat ein großes Anteilspaket an ihrer Wiesbadener Tochter DBV Winterthur erworben und damit eine Voraussetzung für einen Verkauf oder Börsengang des gesamten Winterthur-Konzerns geschaffen. Gestern wurde mitgeteilt, dass CS für die 25 Prozent plus eine Aktie 375 Mio. Euro bezahlt. Verkäufer ist die DBV Öffentlichrechtliche Anstalt für Beteiligungen.

Mit dem Kauf macht die Bank ihre Versicherungstochter besenrein und kommt ihrem erklärten Ziel näher, den gesamten Winterthur-Konzern abzugeben. Den Erwerb organisierte eine Arbeitsgruppe unter Führung von Leonhard Fischer, dem Chef der Schweizer Winterthur und früheren Dresdner-Bank-Vorstand.

Die Minderheitsbeteiligung im wichtigen Markt Deutschland galt als großes Hindernis in Verkaufsgesprächen mit Interessenten. Auch in Bezug auf einen möglichen Börsengang der Winterthur, den CS-Chef Oswald Grübel nach dem fehlgeschlagenen Verkaufsversuch 2004 ins Gespräch brachte, kritisierten Analysten die komplizierte Struktur in Deutschland.

Als Interessent für eine Übernahme der Winterthur wird in Assekuranzkreisen wieder der französische Axa-Konzern genannt. „Die Axa will das noch vor der Sommerpause über die Bühne bringen“, sagte ein deutscher Manager. In vielen wichtigen Fragen sei man sich einig, nicht aber über den Preis. Ein Axa-Sprecher in Paris wollte Übernahmepläne nicht kommentieren. „Wir werden jeden Tag mit einer anderen Übernahme in Verbindung gebracht“, sagte er nur. Bei der Winterthur in der Schweiz hieß es, es bleibe bei den bisherigen Planungen. „Wir wollen Mitte des Jahres so weit sein, dass wir an die Börse gehen könnten“, sagte ein Sprecher.

Bislang hielt die Schweizer CS-Tochter knapp 70 Prozent an der deutschen DBV Winterthur. 25 Prozent lagen bei der öffentlich-rechtlichen Anstalt, der Rest im Streubesitz. Nun gilt ein Zwangsausschluss der letzten Kleinaktionäre als wahrscheinlich.

Die Anstalt wurde 1990 gegründet, als die frühere „Deutsche Beamten-Versicherung Öffentlich-Rechtliche Lebens- und Rentenanstalt“ unter dem Namen DBV-Winterthur an die Börse gebracht wurde. Das von einem Staatsbeauftragten kontrollierte Unternehmen dient der Vertretung der Interessen der damaligen Lebensversicherungskunden. Diese erhielten bereits den größten Teil des Verkaufserlöses. Bei Gründung wurde festgelegt, dass die Anstalt bis 2010 die 25 Prozent veräußern und den Erlös den Ex-Kunden auszahlen muss.

Credit Suisse besitzt die Winterthur seit dem Jahr 1997. Damals flüchtete sich der Versicherer gegen heftige Umarmungen des Schweizer Investors Martin Ebner und Gelüste ausländischer Interessenten in die Arme der Bank. Glücklich war CS mit dem Versicherer aber nie. Er verursachte immer wieder Verluste und beeinflusste die Beurteilung der Bank bei Analysten negativ.

Credit Suisse stellte die Winterthur bereits im Jahre 2004 zum ersten Mal zum Verkauf, als sich die Lebensversicherer in der Schweiz in einer schwierigen Situation befanden. Doch auch die Existenz der Anstalt als Minderheitsaktionär in Deutschland trug damals dazu bei, dass kein Interessent die geforderten 8,5 Mrd. Franken zahlen wollte. Schon damals gehörte der französische Axa-Konzern zu den Interessenten.

Zitat:

„Die Axa will das noch vor der Sommerpause über die Bühne bringen“ – Versicherungskreise –

Bild(er):

Kommt dem Ziel des Verkaufs oder Börsengangs der Tochter Winterthur näher: Oswald Grübel, Vorstandschef von Credit Suisse

Quelle: Financial Times Deutschland

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