Chef de Castries moniert hohe Kosten in der EU
Von Herbert Fromme, Brüssel Die EU muss die Zersplitterung der Finanzaufsicht nach Einschätzung der Versicherungsbranche rasch überwinden. „Sonst macht es für global agierende Konzerne wie die Axa mehr Sinn, ihr Kapital in anderen Regionen einzusetzen“, sagte Axa-Chef Henri de Castries vor Journalisten am Rande einer Konferenz der Eurofi, einer europäischen Lobbyorganisation der Finanzbranche, im Brüsseler EU-Parlament. Zu Branchengerüchten, dass die Axa Interesse an der Übernahme der Versicherungsgruppe Winterthur von Credit Suisse hat, wollte er nicht Stellung nehmen.
Die Existenz von 25 einzelstaatlichen Aufsichtssystemen koste die Versicherungswirtschaft viel Geld, sagte er. „Wenn wir das Kapital addieren, das wir als Axa nach Ansicht der Aufsichtsbehörden in den einzelnen EU-Ländern brauchen, kommen wir auf 23 Mrd. Euro“, sagte de Castries. Nach den eigenen Risikomodellen und denen der Rating-Agenturen reichten 19 Mrd. Euro für das Axa-Geschäftsvolumen in Europa völlig aus. Der Unterschied stamme unter anderem daher, dass bei ganzheitlichen Risikomodellen die Diversifizierung einer Gesellschaft über mehrere Länder in Betracht gezogen wird, so de Castries.
Auf die 4 Mrd. Euro zusätzliches Kapital müsse die Axa ihren Aktionären 15 Prozent nach Steuern zahlen, das sind 600 Mio. Euro. „Vor Steuern kommen wir auf 900 Mio. Euro im Jahr. Das ist sehr viel Geld“, sagte er. Das müsse der Konzern mit seinem übrigen Geschäft verdienen, „das macht die Versicherung teurer“.
Dazu komme, dass das heutige Aufsichtssystem zu prozyklischen Kapitalanlagen der Versicherer führe. „Nicht zuletzt auf Druck vieler Aufseher haben Versicherer ihre Aktienquoten reduziert.“ Dabei decke die Assekuranz langfristige Risiken ab, könne also Schwankungen am Markt über die Zeit ausgleichen.
De Castries verlangte die Einführung eines „Lead-Supervisors“, eines führenden Aufsehers über multinational arbeitende Konzerne, der dann allein zuständig sei. Die Heimataufsicht eines Konzerns müsse die Einzelaufsichten in den anderen Ländern allerdings genau unterrichten und ihre Auffassungen in Entscheidungen einbeziehen. Es sei ökonomisch richtig, dass große Konzerne relativ weniger Eigenkapital brauchten als kleine Gesellschaften ohne Diversifizierung,
Quelle: Financial Times Deutschland
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