Aufsicht stellt Versichererunter Zwangsverwaltung
Von Herbert Fromme, Köln Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat Strafanzeige gegen einen Hamburger Versicherungsvorstand eingereicht und ihn gleichzeitig entmachtet.
Die Behörde wirft Ancora-Vorstand Klaus Weihtag vor, falsche Bilanzangaben veröffentlicht zu haben. Die Hamburger Staatsanwaltschaft bestätigte, dass ein Verfahren gegen Weihtag wegen Verstoßes gegen Paragraf 331 des Handelsgesetzbuches läuft. Der Manager, dem der Versicherer gehört, wollte nicht Stellung nehmen.
Gleichzeitig ernannte die BaFin einen Sonderbeauftragten für Ancora. Damit ist Weihtag entmachtet. Seine Aufgaben nimmt der Sonderbeauftragte Ernst zur Linden wahr, vor seinem Ruhestand Vorstand der Axa Colonia. Offenbar geht die Aufsicht von einer Schieflage des Unternehmens aus.
Heute muss die Gesellschaft auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Anwesenheit von BaFin-Vertretern über ihre Zukunft entscheiden, hieß es in Hamburger Versicherungskreisen. Möglich sind eine Insolvenz – die die BaFin beantragen müsste – oder die Übernahme durch einen Versicherer.
Die Hamburger Gesellschaft hat rund 13 Mio. Euro Prämieneinnahmen und sechs Mitarbeiter. Ursprünglich war sie 1968 als Transportversicherer gegründet worden. Später konzentrierte sich der Versicherer auch auf schwer zu versichernde Risiken, vor allem Diskotheken, Spielhallen, Restaurants und Kinos. Inzwischen gehören auch Forstbetriebe, Ferienimmobilien in Spanien und Pferde zu Ancoras Spezialbereichen.
Mit einem Sonderbeauftragten kann die BaFin die Führung von Versicherern übernehmen, wenn Interessen von Kunden gefährdet sind oder das Management gegen Gesetze verstoßen hat. Die Finanzaufsicht wendet diese Möglichkeit äußerst sparsam an.
Quelle: Financial Times Deutschland
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