Dienstleistungsgewerkschaft kündigt weitere Warnstreiks wegen Stellenabbau an
Von Herbert Fromme, Köln Verdi plant für Ende Juli weitere Warnstreiks bei der Allianz. Im FTD-Interview drohte Gewerkschaftsvorstand Uwe Foullong mit einer härteren Gangart. „Wir setzen darauf, dass der Vorstand vernünftig ist und einlenkt. Tut er das nicht, werden wir sicherlich den Konflikt verschärfen.“ Verdi fordert einen Zusatz-Haustarif, in dem betriebsbedingte Kündigungen bis 2012 ausgeschlossen werden.
Der Allianz-Konzern will in Deutschland als Teil seines grundlegenden Reorganisationsprozesses 5700 Vollzeitstellen bei seinen Versicherungs- und Vertriebsgesellschaften und 2500 bei der Tochter Dresdner Bank abbauen.
Die Gewerkschaft sperre sich nicht gegen Reformen, sagte Foullong. „Natürlich muss sich ein Unternehmen verändern, wenn sich die Märkte verändern. Natürlich muss es auch Rationalisierungsfortschritte geben, die immer die Grundlage dafür sind, auch die Arbeitsbedingungen zu verbessern.“
Die Allianz-Führung organisiere aber den strukturellen Wandel gegen die Belegschaft, nicht mit ihr. Dabei könne von einer Krisenbranche nicht die Rede sein, auch die Allianz verdiene mit 4,4 Mrd. Euro Jahresgewinn prächtig. Allianz-Chef Michael Diekmann wende sich vom Prinzip der sozialen Marktwirtschaft ab, nach dem es Beschäftigten nicht schlecht gehen dürfe, wenn es Unternehmen gut geht.
„Diekmann betreibt nicht Kulturwandel, sondern eine Kulturrevolution von oben“, sagte Foullong. „Mit der brutalen Vorgehensweise hat er die Beschäftigten auf die Straße getrieben. Herr Diekmann betreibt Missmanagement, weil er damit dem gesamten Unternehmen schadet.“
Eine Mitverantwortung der Gewerkschaften für verkrustete Strukturen in der Branche, die heute bei den Unternehmen zu drastischen Einschnitten führen, lehnte Foullong ab. „Wir haben in unseren Tarifverträgen eine Menge flexibler Instrumente vereinbart, zum Beispiel viele Öffnungsklauseln zur Arbeitszeit.“ Leistungssteigerung müsse angemessen honoriert werden, die Gehaltserhöhungen in den vergangenen Jahren seien mäßig. Verdi vertrete knapp 20 Prozent der Assekuranz-Beschäftigten.
Das neue Allianz-Geschäftsmodell sei betriebswirtschaftlich nicht belegt, behauptete Foullong. Die allgemeinen Begründungen des Vorstands seien „überwiegend unzutreffend“. Entgegen seinen Behauptungen habe das Geschäft in der Autoversicherung nach der bewussten Bereinigung schlechter Risiken zugenommen. Die Anzahl der versicherten Fahrzeuge sei 2005 um 1,1 Prozent auf 8,7 Millionen gestiegen, von 2001 auf 2005 sogar um 5,5 Prozent.
Auch das Konzept für die Dresdner Bank sei „unverantwortlich“. Die Bank habe in fünf Jahren mehr als 16 000 Stellen abgebaut, sei aber jetzt auf einem sehr guten Kurs. „Diese gute Entwicklung wird mit einem Personalabbau gefährdet“, sagte Foullong.
Quelle: Financial Times Deutschland
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