Schadensersatzklage gegen Ex-Chef Sengera offen · Bank will Schutz gegen weitere Ansprüche
Von Herbert Fromme, Köln Die WestLB will nach FTD-Informationen einen mit ihren D&O-Versicherern ausgehandelten Vergleich über 14,75 Mio. Euro platzen lassen, wenn sich die Gesellschaften nicht auf eine weitreichende Öffnungsklausel einlassen. Damit will sich die Bank gegen Forderungen von Dritten und Kosten aus laufenden Gerichtsverfahren schützen. Die WestLB wollte sich nicht dazu äußern, der Konsortialführer der Versicherer, die US-Gesellschaft Chubb, war nicht erreichbar.
Scheitert der Deal, drohen Jürgen Sengera, dem Ex-Chef der WestLB, sowie sieben weiteren Ex-Vorständen Schadensersatzklagen in Millionenhöhe. Die Bank hat vor dem Düsseldorfer Landgericht Klagen über 125 Mio. Euro eingereicht.
Die Directors‘ and Officers‘ Liability Insurance (D&O) oder Managerhaftung deckt Vorstände, Aufsichtsräte und leitende Mitarbeiter gegen Schäden, die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit verursachen. Die Bank argumentiert, die acht Manager seien als Vorstände bei WestLB-Vorgängerinstituten für Kredite verantwortlich, die das Institut Ende der 90er Jahre an die britische Fernsehverleihfirma Boxclever vergeben hatte.
Nach einer Schieflage der britischen Firma machten die Kredite Wertberichtigungen in Höhe von mehreren Hundert Millionen Euro nötig. Der Fall gilt als Mitauslöser der Krise der Landesbank.
Die WestLB meldete einen entsprechenden Schaden bei dem Versichererkonsortium an. Chubb handelte mit der Bank den Vergleich über 14,75 Mio. Euro aus, den alle Versicherer akzeptierten – zum Teil sehr zähneknirschend, weil sie den Anspruch der WestLB nicht für wasserdicht halten.
Doch in letzter Minute stellte die Bank weitere Forderungen. Der Vergleich müsse eine Öffnungsklausel enthalten, verlangte sie. Sollten beispielsweise Forderungen von Dritten gegen Sengera oder andere Vorstände erhoben werden, für die dann die Bank eintreten müsse, müssten die Versicherer auch über die 14,75 Mio. Euro hinaus leisten. Dasselbe soll nach Ansicht der WestLB für die Kosten aus noch laufenden Gerichtsverfahren gelten. Die Versicherer lehnen das ab. Kommt es nicht zur Einigung, ist eine Klage der Bank gegen die Gesellschaften wahrscheinlich, während das Institut gleichzeitig Schadensersatz von seinen Ex-Managern verlangt. „Das könnte ein langer Streit werden“, sagte ein Versicherer.
Es wäre nicht die einzige Auseinandersetzung dieser Art. So streitet die Lufthansa mit Versicherern in mehreren Schlichtungsinstanzen um 250 Mio.Euro, die ihrer Ansicht nach wegen ungünstiger Vertragsabschlüsse des früheren Chefs ihrer Cateringtochter fällig sind.
DaimlerChrysler musste 2003 300 Mio. $ – damals 240 Mio. Euro – an Aktionäre zahlen, die sich bei der Chrysler-Übernahme benachteiligt fühlten und nach einem Interview des damaligen Vorstandschefs Jürgen Schrempp Ansprüche stellten. Als Ausgleich fordert der Konzern von seinen D&O-Versicherern die versicherte Summe von 200 Mio. Euro. Bisher haben nur die Versicherer der Grunddeckung von 25 Mio. Euro gezahlt. Gegen die Versicherer der restlichen 175 Mio. Euro hat der Konzern 2005 Klage eingereicht.
Zitat:
“ „Das könnte ein langer Streit werden““ – BeteiligterD&O-Versicherer –
Bild(er):
Nachdenklich: Einigt sich die WestLB nicht mit ihren Versicherern in Sachen Managerhaftung, drohen dem früheren Chef Jürgen Sengera und sieben Ex-Vorständen Schadensersatzansprüche in Millionenhöhe
Quelle: Financial Times Deutschland
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