Basel II soll Neugeschäft fördern

Kreditversicherer hoffen auf besseres Rating ihrer Kunden bei den Banken

Von Anja Krüger und Herbert Fromme Die neuen Eigenkapitalvorschriften für Banken werden das Geschäft für die Kreditversicherer ankurbeln. Davon zeigen sich viele Anbieter überzeugt. Skeptiker hingegen sagen, dass die Banken nicht mitspielen werden.

„Banken werden auf Kunden im Rahmen der Betriebsmittelfinanzierung mehr Einfluss nehmen und stärker auf eine Warenkreditversicherung als ratingverbessernde Maßnahme achten“, sagt Marita Kraemer vom deutschen Holdingvorstand der Zurich Gruppe. Mit einer Warenkreditversicherung schützen sich Unternehmen davor, dass Kunden wegen Zahlungsunfähigkeit Rechnungen nicht begleichen.

Ab 2007 treten neue Eigenkapitalvorschriften für Banken in Kraft, die als Basel II bekannt sind. Danach müssen das Eigenkapital und die übernommenen Kreditrisiken in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Das Kreditrisiko ermitteln Banken mit Ratings, die sie für jeden Kreditkunden erstellen. Zurich und andere Anbieter wie Coface setzen darauf, dass der Abschluss einer Kreditversicherung zu einer Verbesserung des Ratings führt. „Es gibt Forderungen und Verhandlungen darüber, dass die Kreditversicherung eigenkapitalwirksam sein soll“, sagt Coface-Sprecher Christian Giesen.

Infolge von Basel II hängen die Zinsen und Bedingungen für Kredite extrem davon ab, wie die Risikobewertung des Kunden durch die Bank ausfällt. Gerade kleinere und mittlere Unternehmen werden ein großes Interesse daran haben, als gute Risiken zu gelten. Sichern sie sich gegen Forderungsausfälle mit einer Warenkreditversicherung ab, können sie ihre Bewertung verbessern, so die Hoffnung.

Auch die R+V sagt, die neuen Eigenkapitalvorschriften würden das Geschäft ankurbeln. „Die Banken kommen wegen Basel II aktiv auf uns zu“, erklärt Rudolf Servatius, Leiter Banken und Kreditversicherungen. Die R+V vertreibt die Verträge vor allem über die Volks- und Raiffeisenbanken, zu deren Verbund sie gehört.

Marktführer Euler Hermes ist weniger euphorisch. „Eine Kreditversicherung war schon vor der Diskussion um Basel II zur Absicherung von Forderungen und der Schaffung besserer Voraussetzungen für die Verhandlungen mit den Banken sinnvoll“, sagt Gabriele Düker. Sie leitet den Bereich Delkredere bei Euler Hermes. Die Delkredere-Versicherung umfasst die Waren-, Ausfuhr- und Investitionsgüterkreditversicherung. Die öffentliche Diskussion um Basel II habe diesen Punkt nur wieder stärker ins Bewusstsein gerufen. „Dadurch nutzen viele Banken die Kombination mit einer Kreditversicherung für eine risikoadäquate Kreditvergabe“, sagt Düker.

Auch Atradius-Vorstand Peter Ingenlath betrachtet die Folgen von Basel II für die Kreditversicherer wenig optimistisch. „Der überwiegende Teil der Banken will die Kreditversicherung beim Rating nicht als harten Faktor ansehen“, sagt er. Ingenlath ist auch Vorsitzender des Fachausschusses Kreditversicherung im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Der GDV habe über dieses Thema bereits mit den Bankenverbänden verhandelt, bislang allerdings ohne Ergebnis. „Es gibt noch einen großen Diskussionsbedarf“, sagt Ingenlath.

Kreditversicherer und Banken haben in vielen Fällen gemeinsame Interessen – das ist bei jeder großen Pleite sichtbar. Gleichzeitig sind sie indirekt auch Konkurrenten. „Die Wirtschaft wird nur zu einem Drittel von Banken mit Krediten versorgt, der Rest besteht aus Lieferantenkrediten“, sagt Ingenlath. Für einen großen Teil davon bürgen die Kreditversicherer. „Es ist nicht vermessen, den Kreditversicherern in der Frage der Versorgung der Wirtschaft mit Kapital eine den Banken ähnliche Stellung einzuräumen“, sagt Ingenlath.

Zitat:

„Banken werden auf Kunden mehr Einfluss nehmen“ – Marita Kraemer, Zurich Gruppe –

Quelle: Financial Times Deutschland

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