Rating-Agenturen sehen Branche gestärkt · Künftige Preistrends noch unsicher
Von Herbert Fromme, Monte Carlo Die Rückversicherer stehen nach dem Megaschaden durch die Hurrikans des Jahres 2005 besser da als vielfach erwartet. Dies erklärten Analysten dreier großer Rating-Agenturen gestern beim Welt-rückversicherungstreffen. Aber erst in den kommenden eineinhalb Jahren werde sich zeigen, ob die Branche die Lehren aus der Vergangenheit gezogen hat und diszipliniert ihre Orientierung an langfristigen Gewinnen beibehält – oder wieder in den harten Konkurrenzkampf verfällt, der ihr 1997 bis 2001 hohe Verluste einbrachte, so die Meinung der Analysten.
„Ob die Rückversicherer sich wirklich der nachhaltigen Profitabilität verschrieben haben, wird man am Marktverhalten im Jahr 2007 sehen“, sagte Standard & Poor’s (S&P)-Analystin Laline Carvalho. Entscheidend für die Zukunft werde auch sein, ob die Investoren den Sektor weiter so unterstützen würden wie bisher. S&P glaubt, dass die Rückversicherer in den Jahren 2006 und 2007 „hohe operative Gewinne“ einfahren können. Ob sie angesichts der Komplexität der Risiken ausreichen, sei noch nicht sicher. „Das hängt unter anderem von der Klimaentwicklung der kommenden Jahre ab“, sagte sie.
Chris Waterman von der Agentur Fitch sagte, die Preise seien Anfang 2006 um magere zwei Prozent gestiegen, trotz des Milliardenschadens durch die US-Wirbelstürme. Sie kosteten die gesamte Assekuranz 83 Mrd. $, davon zahlten die Rückversicherer mehr als 40 Mrd. $. „Der Trend zu sinkenden Preisen wird sich wieder durchsetzen“, sagte Waterman. Schon 2007 könne man mit niedrigeren Preisen rechnen. Die höheren Zinsen könnten dazu führen, dass einige Rückversicherer wieder riskantere Geschäfte machten – in der Hoffnung, mit den Zinsen auf die eingenommenen Prämien mögliche Schäden ausgleichen zu können. „Einige Gesellschaften könnten wieder ins Cashflow-Underwriting einsteigen.“
Die größte Herausforderung für die Rückversicherer sei, wie gut sie mit dem Versicherungszyklus aus hohen und niedrigen Preisen umgehen können. „Es kommt auf den Zeitpunkt an, an dem eine Gesellschaft aus einem Markt aussteigt oder ihre Exponierung reduziert“, sagte Waterman. In der Vergangenheit seien die Rückversicherer oft zu spät ausgestiegen.
Bruce Ballantine von der Rating-Agentur Moody’s sagte, bei Haftpflichtrückdeckungen sei eindeutig eine Absenkung des Preisniveaus festzustellen. Im Geschäft mit Katastrophendeckungen gebe es eine hohe eingebaute Volatilität. Andererseits hätten die Rückversicherer ihr Eigenkapital deutlich gestärkt und seien viel disziplinierter geworden. Vorstände, Aufsichtsräte und Risikoausschüsse müssten darauf achten, dass dies so bleibe.
Nach Berechnungen von Moody’s sind nach „Katrina“ mehr als 27 Mrd. $ frisches Geld in die Branche geflossen – 12 Mrd. bei bestehenden Versicherern, 8 Mrd. in Neugründungen, 4 Mrd. in so genannte Sidecars und 3 Mrd. $ als Katastrophenanleihen. Sidecars sind Töchter von Rückversicherern, die für eine begrenzte Zeit Deckung für einen Versicherer oder eine kleine Gruppe liefern und von Investoren kapitalisiert werden.
Zitat:
„Der Trend zu sinkenden Preisen wird sich durchsetzen“ – Chris Waterman, Fitch –
Quelle: Financial Times Deutschland
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