Markt verkraftet hohes Angebot an Katastrophenanleihen · Interview mit BNP Paribas
Von Herbert Fromme, Köln Die Kapitalmärkte haben die Vervierfachung des Angebots an Katastrophenanleihen („Cat Bonds“) in diesem Jahr bisher gut verdaut. „Der Markt hat sehr positiv reagiert“, sagte Mark Azzopardi, Chef der Abteilung Insurance and Pensions bei BNP Paribas. Der Wirbelsturm „Katrina“ habe mit einem versicherten Schaden von mehr als 40 Mrd. $ doppelt so viel gekostet wie Hurrikan „Andrew“, der 1992 die USA traf. Außerdem hätten Anleger zum ersten Mal mit dem Cat Bond Kamp Re einen Totalschaden auf ihr angelegtes Kapital erlebt. „Die Zyniker hatten immer vorhergesagt, dass die Anleger nach dem ersten Schaden weglaufen würden“, sagte Azzopardi. „Das Gegenteil ist der Fall. Sie haben die Kapazität deutlich ausgebaut.“
Bei Cat Bonds kassieren Anleger einen höheren Zins als bei anderen Bonds. Dafür ist ihr Kapital stärker gefährdet: Kommt es zu einem vorher festgelegten Schaden, ist das Geld verloren. 2005 wurden mehr als 1,2 Mrd. $ angelegt, 2006 nach Schätzungen bislang das Vierfache des anteiligen Vorjahreswertes. BNP Paribas sieht sich als einen der größten Arrangeure solcher Deals.
„Nach ,Katrina‘ reduzierten die traditionellen Rückversicherer ihre Kapazitäten“, sagte Azzopardi. Zugleich erhöhten die Rating-Agenturen ihre Anforderungen an die Kapitalbasis von Versicherern, die Naturkatastrophen abdecken.
Außerdem änderten die Spezialfirmen für Katastrophenmodelle ihre Einschätzungen. „Die neuen Modelle waren im April fertig“, sagte Azzopardi. „Im Quartal danach hat der Markt mehr aufgenommen als im ganzen Jahr 2005.“ Ende Juli sei klar geworden, dass nach acht erfolgreichen Transaktionen die Märkte keine US-Sturmrisiken mehr aufnehmen konnten. „Es gab aber weiterhin Kapazität für Sturmrisiken in Europa und andere Risiken“, sagte Azzopardi. Inzwischen sei der Markt wieder so weit, auch US-Risiken aufzunehmen.
Ein Treiber sei die Knappheit an Retrokapazität für Rückversicherer. Diese Großhändler des Risikoschutzes geben den Erstversicherern Deckung für Spitzenverluste. Sie sichern sich aber auch selbst am Retromarkt ab, der seit „Katrina“ austrocknete. Trotzdem glaubt Azzopardi nicht, dass Cat Bonds das Geschäftsmodell der Versicherer bedrohen – „jedenfalls nicht so lange ich lebe“. Zugleich gebe es große Industrie- und Energiefirmen, die direkt Cat Bonds auflegen.
Der Cat-Bond-Markt habe sich etabliert, sagte Azzopardi. Das zeigten Langfristplanungen. „Früher gab es Einzeltransaktionen. Heute bauen viele Marktteilnehmer Vorratsprogramme auf.“ Dabei werden Bedingungen und Preise festgelegt und die entsprechenden Bonds bei Bedarf abgerufen.
Quelle: Financial Times Deutschland
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