Allianz im Endspurt zur Europa-AG

Aufsichtsrat der Societas Europaea steht · Eintragung bis Mitte Oktober geplant

Von Herbert Fromme, Köln, Rolf Lebert, Frankfurt, und Hugh Williamson, Berlin Der Allianz-Konzern steht kurz vor dem Abschluss seiner Umwandlung von einer Aktiengesellschaft in eine Europa-AG oder Societas Europaea (SE). „Wir gehen davon aus, dass die SE Mitte Oktober eingetragen wird“, sagte Vorstand Paul Achleitner vor Journalisten in Frankfurt.

Die SE wird durch eine Fusion der Allianz AG mit ihrer italienischen Beteiligungsgesellschaft Riunione Adriatica di Sicurtà (RAS) geschaffen.

Nach FTD-Informationen soll das nach den Vorschriften für SE-Gründungen gebildete „Besondere Verhandlungsgremium“ aus 30 Mitarbeitervertretern der europäischen Gesellschaften am Donnerstag eine Vereinbarung billigen. Sie war von einer siebenköpfigen Kommission mit dem Vorstand ausgehandelt worden. Kern ist die Mitbestimmung und damit die künftige Zusammensetzung des Aufsichtsrats. Die Allianz-Führung hatte die Verkleinerung von 20 auf 12 Mitglieder durchgesetzt. Die Gewerkschaften wollten 18 oder mindestens 14 Mitglieder erreichen. Die Besetzung der Arbeitnehmerseite richtet sich strikt nach der Mitarbeiterzahl in den einzelnen Ländern. Danach kommen vier Mitglieder aus Deutschland und je einer aus Frankreich und Großbritannien. Obwohl die Allianz in Italien mehr Versicherungsmitarbeiter hat als im Vereinigten Königreich, hatte London zum Stichtag das größere Gewicht – unter anderem weil Allianz Capital Partners damals noch Besitzer der gerade verkauften Pflegeheimkette Four Seasons war. Für die Briten kommt der Allianz-Cornhill-Angestellte Geoff Haywood.

Drei der vier deutschen Arbeitnehmervertreter werden aus dem Unternehmen kommen, einer wird als externer Gewerkschaftsvertreter in dem Gremium sitzen. Es handelt sich um Verdi-Funktionär Jörg Reinbrecht, der auch stellvertretender Vorsitzender des europäischen Gewerkschaftsverbundes Unifinance Europe ist.

Aufsichtsratsvorsitzender bleibt Ex-Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle. Die Kapitalseite wird weiter vertreten durch seinen engen Vertrauten, den Ex-ThyssenKrupp-Manager Gerhard Cromme, durch Eon-Chef Wulf Bernotat, Hoffman-LaRoche-Chef Franz Humer, Allensbach-Geschäftsführerin Renate Köcher und Sanofi-Aventis-Verwaltungsrat Igor Landau. Auch unter ihnen ist trotz der Fusion mit der RAS kein Italiener, wohl aber im Vorstand mit Enrico Cucciani.

Durch die SE kann der deutsche Konzern seine Strukturen vereinfachen. Die bisher von der RAS gehaltenen Allianz-Töchter in Spanien, Portugal, Österreich, der Schweiz und anderen Märkten gehören künftig direkt zur Holding. 2005 hatte die Allianz ein freiwilliges Barangebot an die RAS-Minderheitsaktionäre gemacht. Seitdem hält der Münchener Konzern 76,2 Prozent der italienischen Gesellschaft. Die noch verbliebenen RAS-Anteilseigner werden automatisch Aktionäre der neuen SE. So kann Allianz-Chef Michael Diekmann durch die Fusion und die neue Rechtsform die RAS zu 100 Prozent in den Konzern einbinden, ohne den verblieben Aktionären weitere Abfindungsangebote machen.

www.ftd.de/allianz

Quelle: Financial Times Deutschland

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