Ergo plant sanften Personalabbau

Vorstandsmitglied Michael Rosenberg schließt betriebsbedingte Kündigungen aus · FTD-Interview

Von Herbert Fromme, Hamburg Der Ergo-Konzern will seine Beschäftigtenzahl weiter senken – allerdings auf die sanfte Tour. „Auch der noch anstehende Personalabbau wird ohne betriebsbedingte Kündigungen abgehen“, sagte Michael Rosenberg, Vorstandsmitglied des Ergo-Konzerns und Vorstandschef der Victoria Versicherung. Grund für den weiteren Abbaubedarf sei die höhere Effizienz, die mit marktweit verhaltenem Wachstum einhergeht. Ergo nutze die natürliche Fluktuation von 4,5 bis fünf Prozent der Belegschaft im Jahr, sagte Rosenberg im FTD-Interview. „Schon seit 2000 bauen wir Stellen ab, aber immer ohne betriebsbedingte Kündigungen.“

Damit unterscheidet sich Ergo von der Allianz und anderen Unternehmen, die in ihren groß angelegten Umbauprojekten betriebsbedingte Kündigungen nicht ausschließen. Rosenberg ist für das gesamte Schaden- und Unfallgeschäft des Ergo-Konzerns zuständig, der mit den Marken Victoria, Hamburg-Mannheimer, DAS und DKV antritt. Die Schaden- und Unfallversicherung umfasst Auto, Hausrat, Gebäude, Haftpflicht und ähnliche Deckungen.

Eine Zielgröße für den Abbau wollte Rosenberg aber nicht nennen. „Nach heutigem Stand bewegt sich das innerhalb der 4,5 Prozent bis fünf Prozent pro Jahr“, sagte er. „Wenn aber der Markt plötzlich anspringt, es zu Akquisitionen oder anderen Herausforderungen kommt, konterkariert das sofort Aussagen zu einer Zielgröße.“

Die Gruppe ist mit 16,7 Mrd. Euro Prämieneinnahmen der zweitgrößte Erstversicherungskonzern in Deutschland, er gehört zur Münchener Rück. Zurzeit beschäftigt das Unternehmen 29 227 angestellte Mitarbeiter, 2002 waren es noch 31 789. Von den 2500 abgebauten Stellen entfallen rund 700 auf den Vermögensverwalter MEAG, der ausgegliedert wurde.

Der Konzern hat ein weitreichendes Umbauprogramm fast abgeschlossen, das von schmerzhaften Einführungsprozessen neuer IT-Systeme und Mitarbeiterprotesten begleitet war. Aus der lockeren Holding, in der weitgehend eigenständig agierende Versicherungstöchter zusammengeschlossen waren, wurde ein Konzern, bei dem die einzelnen Sparten – Schaden- und Unfall, Lebens- oder Krankenversicherung – konzernweit einheitlich geführt werden. Gleichzeitig führte Ergo eine gemeinsame IT-Plattform ein. „Wir sind den größten Teil des Wegs gegangen, aber noch nicht am Ende“, sagte Rosenberg.

Die Ergo-Krankenversicherer werden 2006 und 2007 auf das neue IT-System umgestellt. „Dann können wir den Nutzen der Infrastruktur wirklich ausschöpfen.“

In Rosenbergs Verantwortungsbereich gibt Ergo 32 Prozent der Beitragseinnahmen für Vertriebs- und Verwaltungskosten aus, deutlich mehr als der Marktführer Allianz mit knapp 26 Prozent. „Das liegt an der Struktur. Ergo hat überdurchschnittlich viele Unfallpolicen im Bestand, die überall einen höheren Kostensatz haben. In der Kraftfahrtversicherung haben wir weniger als der Markt, und Kraftfahrt liefert in der Regel niedrigere Kostenquoten.“ Wenn man Sparte für Sparte vergleiche, sei die Münchener-Rück-Tochter im deutschen Marktvergleich gut aufgestellt, sagte Rosenberg. Die Wachstumsschwäche will Rosenberg ähnlich wie Axa und Allianz mit einem Zweittarif angehen. „Der eine Tarif wird tendenziell eher teurer, dafür gibt es auch mehr Service. Das Basisprodukt wird eher billiger.“ In der Autoversicherung, in der Ergo Preissenkungen nicht mitgemacht hatte und deshalb Stückzahlen verlor, sieht Rosenberg schon jetzt eine Wende. Auch das Basisprodukt soll vor allem über die Vertreter verkauft werden. Pläne für einen größeren Internetvertrieb habe Ergo auf Eis gelegt. „Wir werden die Zeit nutzen, um unser Kfz-Versicherungssystem deutlich internetfähiger zu machen.“ Der Konzern könne dann ohne Zeitverzug spätere Entscheidungen umsetzen, sagte Rosenberg.

Zitat:

„Wir sindden größten Teil des Weges gegangen, aber noch nicht am Ende“ – Michael Rosenberg –

Bild(er):

Ergo-Vorstandsmitglied und Victoria-Versicherung-Chef Michael Rosenberg will der Wachstumsschwäche mit weniger Personal und neuen Produkten Paroli bieten – Christian Charisius

Quelle: Financial Times Deutschland

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