Geringere Kosten undweniger Fehler

Die Druckerei der Zukunft soll vollautomatisiert sein

Von Patrick Hagen Ein Mausklick reicht, um den Auftrag in Gang zu setzen. Von der Annahme und Kalkulation über den Druck bis zu Falz, Schnitt und Abrechnung läuft alles automatisch. In der Druckerei der Zukunft sollen alle Abteilungen miteinander vernetzt und die Arbeitsabläufe weitgehend automatisiert sein. „Alle Informationen zum Fertigungsauftrag und über die laufende Produktion stehen digital zur Verfügung“, sagt Michael Mittelhaus, der Druckereien über die Möglichkeiten der Vernetzung berät. „Die vollautomatisierte Druckerei ist keine Illusion. Sie ist aber noch mehr als 20 Jahre entfernt.“

Bisher arbeiten einzelne Abteilungen wie Disposition, Vorstufe, Druck oder Buchbinderei zumeist noch getrennt. Jede Abteilung muss relevante Informationen eigens in ihre Computersysteme eintragen. Das kostet Zeit und ist fehleranfällig. In der vernetzten Druckerei können alle Abteilungen auf ein zentrales Management- und Informationssystem zugreifen. Damit der Datenaustausch zwischen den eingesetzten Geräten funktioniert, müssen sie in einer gemeinsamen Sprache kommunizieren. Die Hersteller der Branche haben sich dafür auf das Job Definition Format (JDF) als einheitliches Datenformat geeinigt.

Auf der Branchenmesse Drupa vor zwei Jahren war JDF allgegenwärtig. Eine Vielzahl von Ausstellern präsentierte JDF-fähige Produkte. Danach wurde es ruhiger um das Thema. „JDF ist keine Technik, die man einfach kaufen kann“, sagt Berater Mittelhaus. „Es verlangt eine tiefgreifende Organisationsveränderung, die den Unternehmen sehr schwer fällt.“ Mittelhaus schätzt, dass bisher nur fünf Prozent der industriellen Druckereien JDF einsetzen. „Ich denke, dass diese Zahl bis 2008 auf 10 bis 20 Prozent steigt“, sagt er. Vor allem kleine und mittelgroße Druckereien verhalten sich noch abwartend.

Gute Erfahrungen mit Vernetzung

Die Umstellung lohnt sich eher für größere Druckereien. „Wir haben durch die Vernetzung massiv Kosten gespart“, bestätigt Herbert Preißler, Geschäftsführer des Druckhauses Berlin-Mitte. Die Druckerei hat bereits 2003 begonnen, einzelne Abteilungen zu vernetzen. „Ohne JDF hätten wir langfristig keine Chance auf dem Markt.“

Die 105 Mitarbeiter bearbeiten 20 Prozent mehr Aufträge als vor der Umstellung. „Das wäre ohne JDF gar nicht möglich“, sagt Preißler. Die Druckerei hält sich seit vergangenem Jahr kein eigenes Papierlager mehr. Das nötige Papier für die Aufträge wird automatisch bestellt.

Wenn der Druckprozess weiter automatisiert wird, stehen auch Arbeitsplätze auf dem Spiel. Preißler sieht den Hauptvorteil aber nicht in der Einsparung von Personal. „Die Mitarbeiter können sich nun mehr um die Kunden kümmern.“

Quelle: Financial Times Deutschland

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