Bei den Versicherern herrscht Krise

Die Allianz schließt ihre Niederlassung Köln, bei Gerling werden Arbeitsplätze abgebaut. Die schlechten Nachrichten verdecken Anzeichen eines positiven Trends: Kölns Bedeutung als Finanzplatz wächst dsfgsd fs

VON Herbert Fromme Die Kölner Sartory-Säle in der Friesenstraße sind bekannt für übermütige Karnevalsveranstaltungen. Im vergangenen Sommer wurden sie Schauplatz ganz unfröhlicher Versammlungen für Kölner Versicherungsangestellte. Hier verkündete Allianz-Deutschland-Chef Gerhard Rupprecht am 31. Juli die Schließung der Kölner Niederlassung der Allianz Versicherung. Insgesamt 1108 Vollzeitarbeitsplätze fallen in Köln als Teil des Konzernumbaus weg, rund 1600 Menschen sind betroffen. „Das sind schmerzliche, aber notwendige Schritte, um die Wettbewerbsfähigkeit der Allianz nachhaltig zu sichern“, sagte Rupprecht – angesichts eines erwarteten Konzerngewinns von 6 Mrd. Euro für 2006 stieß er auf wenig Zustimmung bei Mitarbeitern.

Am selben Ort hatte das Management des Talanx-Konzerns nur zwölf Tage vorher der Gerling-Belegschaft die Einzelheiten der Übernahme mitgeteilt. Talanx fusioniert die im Frühjahr übernommenen Gerling-Versicherer mit seinen HDI-Töchtern und baut bundesweit 1800 von 16 800 Stellen ab.

Das Schicksal der Gerling- und Allianz-Mitarbeiter bestimmt die Diskussion in der Stadt über die Finanzdienstleistungsbranche und führt zum ungewohnten Bild demonstrierender Versicherungsangestellter. „Wer betriebsbedingte Kündigungen androht, der provoziert und produziert Widerstand“, sagte Verdi-Vorstandsmitglied Uwe Foullong. Die Gewerkschaft, traditionell bei den Versicherern eher schwach vertreten, kann Mobilisierungserfolge melden.

Ende 2005 war Köln mit 26 510 Versicherungsangestellten zweitgrößter Assekuranzstandort in Deutschland, nach München mit 27 840 und vor Hamburg mit 23 520. An der Reihenfolge muss sich durch den Abbau nicht unbedingt etwas ändern. Denn die Kölner Entlassungen und Verschiebungen sind Teil eines bundesweiten Trends – und keine lokale Besonderheit. Die Branche rationalisiert in großem Stil und reagiert damit auf vermehrten Kostendruck.

Die Auswirkungen dieses Trends auf Köln verdecken die Fortschritte, die der Standort macht. Bemerkenswert ist die Verlagerung der Konzernzentrale der AMB Generali von Aachen nach Köln. Arbeitsmarktpolitisch bedeutet das wenig, nur rund 100 Stellen werden verlagert. Aber die Tatsache, dass Deutschlands drittgrößte Versicherungsgruppe ihr Hauptquartier verlegt und dies mit der guten Infrastruktur Kölns begründet, hat große Bedeutung für die Stadt. „Wir erwarten von dem Wechsel spürbare Vorteile“, sagte AMB-Chef Walter Thießen. Der Flughafen mit seinen internationalen Flügen, die schnelle Zugverbindung von nur 75 Minuten nach Frankfurt und die Nähe zu Rheinland und Ruhrgebiet machen sich bemerkbar – aber auch die vorhandenen Fachkräfte und die Versicherungsausbildung an Universität und Fachhochschule.

Auch der Axa-Konzern, der in Köln seine deutsche Heimat hat, wird künftig noch gewichtiger. Axa hat die Schweizer Winterthur-Gruppe gekauft und damit deren deutschen Ableger DBV-Winterthur. In Köln haben eine ganze Reihe bundesweit aktiver Unternehmen ihre Hauptverwaltung. Neben Axa, Gerling und künftig AMB sind das unter anderem Atradius, DEVK, DKV, Gothaer, Gen Re, Revios und Roland.

Die Kreditbranche wird dagegen eindeutig von den beiden regionalen Schwergewichten dominiert, der Sparkasse Köln-Bonn und der Kreissparkasse Köln mit Bilanzsummen von 28,7 Mrd. Euro und 21,8 Mrd. Euro. Die größte Genossenschaftsbank ist die Kölner Bank.

Die Großbanken sind mit Niederlassungen vertreten. Das einzige bedeutende überregional tätige Institut mit Hauptsitz in Köln ist die Privatbank Sal. Oppenheim. Im Gegensatz zu den Versicherern konnte das Kreditgewerbe 2005 aber zum ersten Mal seit Jahren wieder eine wachsende Beschäftigtenzahl vorweisen. Sie legte 2005 im Bezirk der IHK Köln um 0,7 Prozent auf 18 894 zu.

Bild(er):

Mitarbeiter der Allianz-Versicherung demonstrieren gegen die Schließung der Kölner Niederlassung – Frank Darchinger

Quelle: Financial Times Deutschland

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