Chefs verlangen andere Struktur für Anbieter der eigenen Gruppe · Deutschland-Holding möglich
Von Herbert Fromme, Köln Die öffentlichen Versicherer stehen vor einer massiven Umstrukturierung. Die Sparkassenspitze verlangt von den Chefs der zu ihrer Finanzgruppe gehörenden Versicherer in einem Brief vom 11. Oktober „eine andere Struktur“. Der Brief liegt der FTD vor. Entscheidungen sollen 2007 fallen. Das könnte die Gründung einer Deutschland-Holding für die regionalen Versicherer bedeuten, glauben Manager aus dem Sparkassenlager.
Die Sparkassenverbände reagieren auf die Veränderungen im Versicherungsmarkt, vor allem die drastischen Konsolidierungs- und Kostensenkungsmaßnahmen von Allianz, Axa und anderen. Auf der September-Klausursitzung diskutierten die „Verbandsvorsteher“ der Sparkassen das Thema. „Alle Beteiligten waren der einmütigen Auffassung, dass beim Vergleich mit den Wettbewerbern mittelfristig eine andere Struktur der öffentlich-rechtlichen Versicherer gebraucht wird, um auf Dauer wettbewerbsfähig zu sein“, heißt es in dem Brief. Unterzeichnet haben ihn Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, und Rolf Gerlach, Chef des westfälisch-lippischen Verbandes und Vorsitzender der Verbandsvorsteher.
Wolle das Sparkassenlager Allfinanzdienstleister bleiben, reiche die jetzige Struktur der Versicherer nicht aus. „Hinzu kommen immer weitere Kosteneinsparungen bei den Wettbewerbern, weil sie sich in anderen Dimensionen organisieren.“ Die Sparkassen-Oberen geben ihren Versicherungschefs dann einen klaren Auftrag: „Wir wünschen, dass es zu diesen Fragen zu intensiven Gesprächen kommt und die Vorstandsvorsitzen innerhalb des nächsten Jahres konstruktive Überlegungen anstellen, wie wir diesen Herausforderungen Rechnung tragen.“ Noch 2006 soll es ein Spitzentreffen dazu geben.
Angestoßen hatte die Debatte unter anderem der bayerische Sparkassenverbandschef Siegfried Naser. In Finanzkreisen hieß es, er wolle damit auch seinen Rivalen Gerlach auf den Chefposten einer Versicherungsholding wegloben und in einigen Jahren Haasis beerben. Andere Manager nannten das „abstrus“.
Die strikt nach dem Regionalprinzip arbeitenden zwölf Versicherungsgruppen erzielten 2006 Prämieeinnahmen von zusammen 16,35 Mrd. Euro. Gehörten sie zu einem Konzern, wären sie mit 10,6 Prozent Marktanteil zweitgrößter Versicherer nach der Allianz. Vor allem der Vertrieb über die Sparkassen läuft gut. In den vergangenen Jahren fusionierten bereits eine ganze Reihe von Regionalversicherern, darunter Wiesbaden mit Stuttgart sowie Münster mit Kiel. Heute kommen die fünf größten auf 90 Prozent der Beitragseinnahmen, das sind die Versicherungskammer Bayern, die Provinzial Nordwest, die Sparkassenversicherung Stuttgart, die Provinzial Düsseldorf und die Versicherungsgruppe Hannover.
Heiko Winkler, Chef der Provinzial Nordwest und des Verbandes öffentlicher Versicherer, hat seine wichtigsten Kollegen heute nach Stuttgart geladen, „um uns darüber abzustimmen, ob und gegebenenfalls wie wir uns in dieser Angelegenheit in der Mitgliederversammlung positionieren wollen“, heißt es in der Einladung. Provinzial Nordwest und Verband wollten nicht Stellung nehmen.
Schon jetzt kooperieren die öffentlichen Versicherer über ihren Verband. Der könne aber nur als Dienstleister, nicht als Konzernzentrale agieren, heißt es. Synergieeffekte einer Holding sieht man vor allem in der IT, bei Kapitalanlagen, im gemeinsamen Marktauftritt und im Risikomanagement. Der regionale Marktauftritt mit den Sparkassen müsse beibehalten werden.
Quelle: Financial Times Deutschland
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