Wien legt Bawag-Käufer Fesseln an

Regierung knüpft Verkauf des Instituts an Auflagen · US-Finanzinvestoren mit höchsten Geboten

Von Christian Höller, Wien, und Herbert Fromme, Köln Die österreichische Regierung will dem Käufer der angeschlagenen Gewerkschaftsbank Bawag weitgehende Zugeständnisse abtrotzen. Karl-Heinz Grasser sagte, es sei vorrangig, dass das Hauptquartier der Bank in Österreich bleibe. Außerdem müssten die Arbeitsplätze der Mitarbeiter gesichert sein. Der neue Eigentümer müsse ein „nachhaltiges Interesse“ an der Bank zeigen. Eine Zerschlagung der Bawag würde er nicht akzeptieren.

Hintergrund ist, dass am Montagabend die Frist für die Abgabe von Angeboten für die Bawag zu Ende gegangen ist. Wiener Finanzkreisen zufolge haben US-Fonds die höchsten Angebote für das angeschlagene Wiener Institut abgegeben. Laut FTD-Informationen sind die Finanzinvestoren Cerberus, Lone Star und Apollo an einer Übernahme der Bawag interessiert. Das höchste Angebot soll bei 2,5 Mrd. Euro liegen. Damit läge der Preis über den Erwartungen – zu Beginn der Verhandlungen kursierte ein Wert von etwa 2 Mrd. Euro.

Der österreichische Staat ist der wichtigste Kunde der Bawag. Sämtliche Ministerien und Behörden haben ihre Konten bei der Gewerkschaftsbank. Wegen dieser engen Geschäftsbeziehungen kann die Regierung einen Käufer unter Druck setzen.

Grasser selbst hatte sich vor Kurzem noch dezidiert gegen einen Verkauf der Bawag an einen Finanzinvestor ausgesprochen – und diesen Widerstand jetzt aufgegeben. „Unter dem Strich wird beim Verkaufsprozess herauskommen, dass der künftige Eigentümer wohl besser sein wird als der Gewerkschaftsbund“, sagte er.

Laut einem Sprecher der mit dem Verkauf der Bawag beauftragten Investmentbank Morgan Stanley seien „signifikant mehr als drei Übernahmeofferten“ eingetroffen. Finanzkreisen zufolge soll Morgan Stanley nächste Woche eine Liste mit den Höchstbietern erstellen. Laut Plänen des Gewerkschaftsbunds sollen die drei besten Bieter im November in einer Auktion gegeneinander antreten. Der Zuschlag soll im Dezember erteilt werden.

Der Finanzinvestor Cerberus hat mit der Generali und Wüstenrot Bausparkasse ein Bieterkonsortium gebildet. Der Investor Apollo führt entsprechende Verhandlungen mit Talanx. „Es gibt Sondierungsgespräche mit Apollo über eine mögliche Kooperation im Bereich Bankassecurance, sollte Apollo bei der Bawag zum Zug kommen“, sagte ein Talanx-Sprecher. Dem Vernehmen nach legten auch der Finanzinvestor Lone Star und die BayernLB finale Angebote vor. Die BayernLB kooperiert mit der Bawag in Osteuropa und war bis vor zwei Jahren mit einem Minderheitsanteil an der Wiener Bank beteiligt.

Die Bawag war durch riskante Spekulationsgeschäfte in die Schieflage geraten.

Bild(er):

Stellt hohe Forderungen an einen Investor: Finanzminister Karl-Heinz Grasser

Quelle: Financial Times Deutschland

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