Allianz gibt bei Entlassungen nach

Konzern holt sich im Gegenzug Zustimmung zu Umbauplänen · Arbeitsplätze bleiben gefährdet

Von Anja Krüger und Herbert Fromme, Köln D er Allianz-Konzern weicht sein Kostensenkungsprogramm für die deutschen Versicherungstöchter in einigen Teilbereichen auf. Im Gegenzug holte sich das Unternehmen die Zustimmung der Betriebsräte zu einer Grobfestlegung der Umzugspläne für Betriebsteile und Mitarbeiter, ohne dass – wie eigentlich üblich – genaue vertragliche Regelungen über diese Schritte vereinbart wurden.

In Unternehmenskreisen wurden Informationen des Magazins „Capital“ bestätigt, nach denen sich das Allianz-Management bereit erklärt, bis Ende 2009 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Der Verzicht beziehe sich nur auf Arbeitsplätze, die den ursprünglichen Plänen nach wegfallen sollten. Nicht davon berührt sind Stellen, die umbesetzt werden sollen. Bisher wollte das Unternehmen nur bis Ende 2007 auf Entlassungen verzichten.

Die Ausdehnung auf 2009 war in letzter Minute bei Verhandlungen zwischen den Gesamtbetriebsräten und der Konzernführung zustande gekommen, hieß es im Unternehmen. Ursprünglich hatte die Allianz nur einer Verlängerung bis Ende 2008 zustimmen wollen. Für den Fall hatten einige Betriebsräte mit der Verweigerung der Unterstützung des Deals gedroht. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte von dem profitabel wirtschaftenden Konzern den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis 2012 verlangt.

Die Allianz hat weitere Zugeständnisse gemacht: In Köln sollen künftig 600 Mitarbeiter für die Sachversicherung tätig sein. Im Ursprungskonzept war die vollständige Schließung mit dem Verlust von rund 1100 Vollzeitstellen vorgesehen. Im Gegenzug für den Erhalt des Standorts Köln könnten aber Arbeitsplätze in Hamburg gestrichen werden. In Dortmund soll künftig wie bisher Krankengeschäft, in Frankfurt Lebensgeschäft bearbeitet werden.

Die Führung der Allianz Deutschland AG (ADAG), die neue Zwischenholding für die deutschen Versicherer, hatte die Verhandlungen mit dem Fachausschuss Versicherungen des Konzern-Gesamtbetriebsrats geführt. Am Freitag will Deutschlandchef Gerhard Rupprecht die Einzelheiten bekannt geben.

Die Allianz hat zurzeit rund 30 000 Mitarbeiter bei den deutschen Versicherungstöchtern. Das Unternehmen plant die Streichung von 5700 Stellen bei Versicherern und Vertrieb sowie 2500 bei der Tochter Dresdner Bank. Allianz-Chef Michael Diekmann will durch eine tief greifende Umstrukturierung ab Ende 2008 die Kosten um 600 Mio. Euro jährlich senken. Gegen die Pläne gab es heftigen Widerstand von Belegschaft, Gewerkschaften und Politikern, die auf die hohen Gewinne des Konzerns verwiesen. Die Allianz erwartet für 2006 einen Nettogewinn von bis zu 6,5 Mrd. Euro. Der Konzern hielt sich bedeckt. „Wir sind in den Beratungen mit den Betriebsräten auf der Zielgeraden“, sagte ein Allianz-Sprecher.

In verhandlungsnahen Belegschaftskreisen ist umstritten, was der Konzern mit seinen Zugeständnissen bewirkt. Während die eine Seite sie als Erfolg der Protestaktionen sieht, gibt es auch andere Meinungen. Hier betrachtet man sie als kleine Zugeständnisse, für die der Konzern viel erhält. „Weil der Gesamtbetriebsrat den nur grob formulierten Eckpunkten zustimmt, kann er sich gegen die Interpretation durch den Konzern später nicht mehr wehren“, sagte ein Insider. Da aber gehe es um sehr konkrete Einzelheiten der Umzüge von Konzernteilen. „Das wird dann im Schnellverfahren zu Lasten der Belegschaften abgefrühstückt“, sagte er.

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Allianzler protestieren mit Masken, die das Gesicht von Vorstandschef Michael Diekmann zeigen, gegen Personalabbau

Quelle: Financial Times Deutschland

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