Prämien geben erstmals seit 1999 nach · Trotzdem beschert die Sparte den Gesellschaften weiter hohe Gewinne
Von Herbert Fromme, Köln Autofahrer in den USA müssen 2007 durchschnittlich 0,5 Prozent weniger für ihre Kfz-Versicherung zahlen. Nach Angaben des branchennahen Insurance Information Institute (III) in New York wäre das der erste Rückgang bei den Prämien seit 1999. Schon 2006 kam der Anstieg aus den Vorjahren weitgehend zum Stillstand, im laufenden Jahr zogen die Durchschnittsprämien nur um 0,5 Prozent an.
Die Wende bedeutet nicht unbedingt niedrigere Gewinne für die US-Versicherungsbranche. Denn die Preise folgen einer deutlichen Reduzierung bei den Unfallzahlen. „Technische Verbesserungen führen zu weniger Unfällen. Auch die Verletzungen bei Insassen fallen weniger schwer aus“, sagte Robert Hartwig, Chefökonom des Instituts. Außerdem gingen die Gesellschaften „aggressiv“ gegen Versicherungsbetrüger vor. Auch die Prämienkalkulation wird verfeinert. Immer mehr Versicherer beziehen in ihre Berechnungen die allgemeine Kreditwürdigkeit eines Kunden ein und nutzen das auch von Banken und Versandhäusern verwendete Credit Scoring. „Der direkte Zusammenhang zwischen einem guten Kreditrisiko und einem guten Versicherungsrisiko ist eindeutig nachweisbar“, sagte Hartwig.
Äußere Faktoren spielen ebenfalls eine Rolle. Mehrere US-Bundesstaaten haben Jugendlichen die Nutzung von Fahrzeugen in den Nachtstunden verboten, das senkt die Unfallzahlen. Die Versicherungsaufsicht Kaliforniens hat den Versicherern im September verboten, Prämien nach Wohnort zu berechnen. Stattdessen müssen sie die Schadenvergangenheit der Fahrer zugrunde legen. Die von den Versicherern bei der Aufsicht daraufhin beantragten Preissenkungen beliefen sich auf rund 1 Mrd. $.
Nach III-Angaben kostet die Autoversicherung 2007 im Schnitt 847 $ (645 Euro), 2006 waren es 851 $. Das umfasst die Haftpflichtversicherung für Schäden, die bei Dritten verursacht werden, und die – nicht obligatorische – Kaskodeckung, die Schäden am eigenen Fahrzeug abdeckt und von rund 77 Prozent der Kunden mit abgeschlossen wird.
Die Versicherung ist für US-Autofahrer deutlich teurer als in Deutschland, im hart umkämpften deutschen Markt zahlten Fahrzeughalter 2005 im Schnitt 415 Euro. Daten für 2006 liegen noch nicht vor, dürften aber unter denen des Vorjahres liegen. Deutlich höher sind entsprechend auch die Gewinne der US-Versicherer aus der Autoversicherung. Für Schäden gaben sie nur 68 Prozent der Prämieneinnahmen aus, in Deutschland waren es 2005 mehr als 82 Prozent. Dazu kommen Vertriebs- und Verwaltungskosten. In beiden Ländern können die Versicherer erhebliche Erträge aus den Kapitalanlagen verbuchen, die in der Autoversicherung besonders hoch sind.
Zitat:
„Technische Verbesserungen führen zu weniger Unfällen“ – Robert Hartwig, III –
Bild(er):
Automatik macht’s möglich: Beim Zurücksetzen kam es zu diesem Unfall in den USA – Corbis/Eleanor Bentall
Quelle: Financial Times Deutschland
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