Assekuranz geht bei Haftpflicht restriktiver vor
Deutsche Pharmaunternehmen haben die Versicherungswirtschaft scharf kritisiert. Auf einer Fachkonferenz forderten Versicherungseinkäufer mehrerer Firmen, dass die Versicherer bei vermeintlich schwierigen Kunden Anstrengungen für ein gutes Risikomanagement stärker würdigen sollten. Viele Unternehmen haben Probleme, die hohen Haftungsrisiken aus Arzneimitteln abzusichern.
Versicherer fürchten bei der Produkthaftpflichtversicherung von Arzneimitteln Großschäden wie bei Vioxx oder Lipobay. Sie kosten die Assekuranz Hunderte Millionen Euro. Diese versucht, Großschäden durch eine restriktive Zeichnungspolitik zu vermeiden.
„Haftpflichtrisiken werden in immer kleinere Schachteln einsortiert“, sagte Klaus-Ulrich Wiesemann, Geschäftsführer der Boehringer Ingelheim Secura Versicherungsvermittlung. Versicherer unterscheiden versicherungsfähige und als nicht versicherungsfähig geltende Risiken. Wiesemann fordert, dass sie für einen höheren Risikoausgleich beide unter ein Dach packen. Dass Firmen umfangreiche Risikomanagement- und Frühwarnsysteme unterhalten, interessiere die Branche nicht. „Es ist höchste Zeit, den althergebrachten Gedanken der Produktbewertung gegen die Betrachtung und Beurteilung der Kompetenz des Risikomanagements einzutauschen.“
„Als Versicherer brauche ich homogene Risikogruppen“, entgegnete Josef Lösbach, Direktor Industrie- und Firmenkundengeschäft bei der Axa. „Wir gehen eben nicht dazu über und sagen: Pharmaunternehmen müssen generell 30 Prozent mehr zahlen.“ Stattdessen würde man stärker differenzieren.
Große Pharmaunternehmen würden zunehmend ihren Versicherungsschutz selbst organisieren, sagte Jörg Bechert vom Versicherungsmakler Aon Jauch & Hübener. Dafür gründen sie etwa eigene Tochtergesellschaften. Für viele mache die Deckung angesichts hoher Selbstbehalte bis zu dreistelliger Millionenhöhe und vieler Ausschlüsse kaum noch Sinn.
Anja Krüger
Quelle: Financial Times Deutschland
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