Herbert Fromme Das neueste Mega-Merger-Szenario der deutschen Assekuranz geht so: Die Münchener Rück gibt ihre Erstversicherungstochter Ergo an die Talanx ab. Talanx verkauft im Gegenzug die Hannover Rück nach München. Damit wäre die Münchener Rück wieder die Nummer eins unter den Rückversicherern der Welt. Talanx hätte im Gegenzug ein Erstversicherungsvolumen, mit dem der Versicherer endlich auf Augenhöhe mit der Allianz käme. Alle wären zufrieden.
Unsinn? Stimmt. Bisher gibt es nicht das geringste Anzeichen, dass dieses Szenario von den beteiligten Parteien überhaupt nur diskutiert wird. Sehr viele Gründe sprechen dagegen: Probleme bei der Integration, Abrieb von Volumen, Kartellbedenken. Trotzdem ist es Gesprächsgegenstand mancher Mittagsrunde der Branche.
Dahinter steht vor allem die Erwartung, dass sich die Münchner etwas einfallen lassen. Eigentlich läuft es sehr gut für Konzernchef Nikolaus von Bomhard. Er kann Rekordgewinne vorweisen. Die Preise gehen zwar leicht zurück, aber die gesunde Profitabilität 2007 ist nicht gefährdet. Er hat gewaltige Fortschritte bei der Modernisierung des Konzerns gemacht.
Nur – die Aktienmärkte honorieren das nicht. Seit Jahren hinken die meisten Rückversicherungsaktien denen anderer Branchen hinterher. Unter den Rückversicherern steht die Münchener Rück beim Aktienkurs besonders schlecht da. Sie muss dringend etwas tun, um sich attraktiver für Anleger zu machen.
Analysten stellen inzwischen knallharte Forderungen. Sie verlangen den Verkauf der Ergo, weil die Unternehmen getrennt von Anlegern höher bewertet würden. Gleichzeitig monieren sie ein hohes überschüssiges Kapital bei der Münchener Rück. Ein Verkauf der Ergo würde es noch erhöhen. Die Münchener Rück müsste also zukaufen, um das Kapital gewinnbringend einzusetzen. Damit könnte sie auch das Problem lösen, von der Nummer eins auf die Nummer zwei geworden zu sein.
Das Mega-Merger-Szenario mag reiner Unsinn sein. Dass von Bomhard Handlungsbedarf hat, nicht.
Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.
E-Mail: fromme.herbert@ftd.de
Quelle: Financial Times Deutschland
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