Denis Kessler, CEO des Versicherers Scor, riskiert die feindliche Übernahme von Converium
Der Mann hat Stil. Wenn der Rückversicherer Scor bei den jährlichen Branchentreffen in Monte Carlo und Baden- Baden zu seinen begehrten Champagner-Empfängen lädt, begrüßt Unternehmenschef Denis Kessler an der Tür jeden Gast persönlich. Er wechselt locker zwischen Französisch und Englisch, kennt seine Kunden und Geschäftspartner fast immer mit Namen, ist höflich und charmant, besonders zu den Damen. Jetzt braucht er aber die ganze Härte, die seine Mitarbeiter ebenfalls von ihm kennen. Gegen den erklärten Willen des Konkurrenten Converium und seiner Vorstandschefin Inga Beale will Kessler den Schweizer Rückversicherer übernehmen.
Noch besser vernetzt als in der Branche ist der 54-jährige Kessler in Paris. Das war einer der wichtigsten Gründe für die Scor-Aufsichtsräte, ihn 2002 zum Chef zu machen. Denn damals war Scor schwer angeschlagen und hatte das Vertrauen von Ratingagenturen und Kunden verloren. Für ein Unternehmen, das wie Swiss Re und Münchener Rück den Erstversicherern Schutz bei Großschäden und damit vor allem Vertrauen in seine finanzielle Leistungsfähigkeit verkauft, kann das leicht tödlich enden. Scor brauchte dringend die Unterstützung seiner Großaktionäre, vor allem Versicherer und Banken, und seiner Kunden, in erster Linie französische Versicherer.
Da kam Kessler mit seinen Verbindungen genau richtig. Zwar war er nur zwei Jahre lang, von 1997 bis 1998, Vorstandsmitglied der Axa. Aber viel wichtiger war seine langjährige Arbeit als hauptamtlicher Präsident der französischen Versicherervereinigung. Diese Rolle spielte er von 1990 bis 1997 und von 1998 bis 2002. Von 1994 bis 2002 war er außerdem einer der wichtigsten Köpfe in der Unternehmervereinigung Medef. Zahlreiche Aufsichtsratsmandate gehörten fast automatisch zu diesen Funktionen. Auch die akademischen Qualifikationen sind beeindruckend. Er studierte an der Wirtschaftsuniversität Ecole des Hautes Etudes Commerciales, hält Lehrbefähigungen als Professor für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, ist Doktor der Wirtschaftswissenschaften und hat Studien in Philosophie und Politik abgeschlossen.
Die Rückversicherungsbranche betrachtete 2002 den Neuling in ihrer Mitte mit großer Skepsis. Der Erfolg war bisher auf Kesslers Seite. Er konnte die Krise bei Scor überwinden und das Unternehmen wieder zu einem akzeptierten Geschäftspartner machen. 2006 kaufte er Revios, das Kölner Spezialunternehmen für Lebens-Rückversicherung. Schon damals machte Kessler klar, dass er Hunger auf mehr hat. „Prinzipiell sind wir weiter auch an externem Wachstum interessiert“, sagte er.
Bei Revios unterstützten ihn die Anleger, die Scor-Aktie stieg. Nach der Bekanntgabe des Converium-Plans gestern brach sie ein. Kessler wird alle seine guten Verbindungen brauchen, um den Deal zum Erfolg zu führen.Herbert Fromme
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Quelle: Financial Times Deutschland
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