Scor will Rivalen Converium kaufen

Französischer Rückversicherer lanciert feindliche Übernahme · Schweizer Konzern wehrt sich · Anleger skeptisch

Von Herbert Fromme, Köln Der französische Rückversicherer Scor will den Schweizer Konkurrenten Converium im Rahmen einer milliardenschweren feindlichen Übernahme schlucken. Scor hat bereits einen Anteil von 32,9 Prozent an Converium gekauft, darunter ein Paket über knapp 20 Prozent des Schweizer Investors Martin Ebner. Zu 80 Prozent zahlte Scor Ebner mit eigenen Aktien, zu 20 Prozent in bar.

Scor-Chef Denis Kessler forderte die Converium-Führung gestern auf, ein Übernahmeangebot für die restlichen Anteile zu unterstützen. Scor betonte, dass ein solches Angebot noch nicht ergangen sei. Dazu wäre die Gesellschaft verpflichtet, wenn sie mehr als ein Drittel hielte.

Der Converium-Verwaltungsrat lehnte die Avancen ab. „Der Verwaltungsrat ist der Ansicht, dass der Vorschlag den Wert der Marktstellung und der Wachstumsperspektiven von Converium grundlegend verkennt und damit nicht im Interesse des Unternehmens, seiner Aktionäre und Kunden ist“, beschloss er einstimmig.

Feindliche Übernahmen sind in der Assekuranz sehr selten. Für Denis Kessler ist Converium aber eine gute Gelegenheit, endlich in die Spitzengruppe der Branche vorzustoßen. Gelingt der Kauf, wäre Scor einer der fünf größten Rückversicherer.

Die Scor-Aktie verlor 7,3 Prozent auf 19,57 Euro. Converium legte um 13,6 Prozent auf 21,35 Franken zu. Scor will 21 Schweizer Franken Eurozahlen. Damit bewertet der Konkurrent Converium mit 3,08 Mrd. Franken oder dem 1,4-fachen Buchwert. Dies gilt als hoher Preis.

Rückversicherer bieten Erstversicherern und Großkonzernen Deckung gegen Katastrophenschäden und andere existenzbedrohende Risiken. Zurzeit verdient die Branche, zu der auch Swiss Re und Münchener Rück gehören, ausgezeichnet. Der Wettbewerb verschärft sich aber deutlich. 2006 übernahm Swiss Re den Wettbewerber GE Insurance Solutions und zog dadurch an der Münchener Rück vorbei an die Weltspitze. Dagegen handelt es sich bei Scor und Converium um mittelgroße Unternehmen, die Sorge haben müssen, zwischen den Marktriesen zerquetscht zu werden. Beide hatten in der jüngsten Zeit erhebliche finanzielle Probleme, allerdings ist Scor bei der Sanierung voraus.

2006 übernahm Kessler den deutschen Lebensrückversicherer Revios, früher Teil von Gerling. Damit stieg Scor von der Nummer 13 zur Nummer 9 auf. Die Bruttoprämien beliefen sich 2006 auf 4,06 Mrd. Euro. Mit der Note „A-“ bei der Agentur Standard & Poor’s hat Scor ein noch akzeptables Rating.

Converium wurde 2001 aus Zurich Financial Services herausgelöst. Ende 2004 geriet das Unternehmen wegen US-Altlasten in eine Krise. Unternehmenschefin Inga Beale setzt darauf, dass sich das Rating von zurzeit „BBB+“ bald wieder in den „A“-Sektor verschiebt. Das Unternehmen liegt mit rund 2 Mrd. $ Bruttoprämie weltweit etwa auf Platz 15, Aktionäre sind vor allem Fonds.

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Einen Korb gibt Converium dem Konkurrenten Scor. Das Übernahmeangebot sei zu niedrig

Quelle: Financial Times Deutschland

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