Rückversicherer fährt 2006 Rekordgewinn ein · Unternehmen verzichtet auf Umsatz · Aktie verliert kräftig
Von Herbert Fromme, München Die Münchener Rück bleibt trotz des Rückgangs der Preise im Kerngeschäft Rückversicherung gelassen. Es gebe eine generelle Tendenz in Richtung eines „weicheren Marktes“, also hin zu niedrigeren Preisen, sagte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard gestern. Allerdings sei sie nicht sehr stark ausgeprägt.
Trotzdem will der zweitgrößte Rückversicherer der Welt 2007 erneut sehr gut verdienen und zwischen 2,8 Mrd. Euro und 3,2 Mrd. Euro einfahren. 2006 erzielte die Gruppe den dritten Rekordgewinn in Folge mit 3,5 Mrd. Euro, ein Anstieg um 28,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Positiv wirkte sich aus, dass es im vergangenen Jahr deutlich weniger Naturkatastrophen gab. Damit begründete Finanzchef Jörg Schneider auch die für 2007 niedrigere Gewinnerwartung.
Die Trendwende im Markt zeigte sich in den zum 1. Januar 2007 abgeschlossenen Verträgen mit den Kunden, den Erstversicherern: Hier habe es einen Preisabrieb von 1,5 Prozent gegeben. Allerdings sei die Situation je nach Segment sehr unterschiedlich, sagte von Bomhard weiter. „In der Transportversicherung gab es auch ,Katrina‘-bedingt Ratenerhöhungen, da wuchsen wir 2006 um etwa sechs Prozent“, sagte er. Das Luftfahrtgeschäft zeige den gegenteiligen Trend. Hier habe die Münchener Rück bewusst 17 Prozent Umsatz aufgegeben. Auch in China habe die Gruppe wegen unzureichender Preise auf Geschäft verzichtet.
Rückversicherer geben Erstversicherern wie Axa oder Zurich – die ihrerseits Endkunden versichern – sowie großen Industriekunden Schutzdeckungen gegen Katastrophen und andere schwere Belastungen. Seit fast sieben Jahren steigen die Preise, zudem konnten die Rückversicherer für sich günstige Bedingungen aushandeln. Dieser Trend dreht sich derzeit. Von Bomhard sagte, die Aufweichung gelte für alle großen Anbieter. Wenn Konkurrenten vom Gegenteil berichteten, „fehlt mir die Fantasie, wie das zustande kommt“.
Die Aktie der Münchener Rück verlor gestern 3,4 Prozent auf 120,43 Euro und war damit deutlich schwächer als der Dax, dessen Verlust 1,5 Prozent betrug. Seit Jahren entwickelt sich die Aktie schlechter als der Markt, teilt ihr Schicksal allerdings mit der gesamten Branche.
Konzernchef von Bomhard nannte Forderungen von Analysten „schwer verständlich“, die Gruppe solle ihren Erstversicherungskonzern Ergo verkaufen oder separat an die Börse bringen. Ergo sei nicht nur wichtig für die Gruppe, weil die Diversifizierung zwischen Erst- und Rückversicherung zu einer Verstetigung der Ergebnisse führe. „Es gibt sehr viele echte Synergieeffekte“, sagte er. „Wir machen dasselbe, nur mit unterschiedlichen Vertriebswegen.“ Die Rückversicherung erzielte 2006 einen Umsatz von 22,2 Mrd. Euro, ein Minus von 0,6 Prozent zum Vorjahr. Der Erstversicherer verlor 4,7 Prozent Umsatz auf 16,7 Mrd. Euro. Das war allerdings allein dem Verkauf der Karlsruher an die W&W zuzuschreiben.
In der Rückversicherung setzt von Bomhard vor allem auf „langfristig profitables“ internes Wachstum und ist an Zukäufen kaum interessiert. Der Übernahmeplan von Scor für Converium beunruhige ihn noch weniger als der Kauf von GE Insurance Solutions durch Swiss Re, sagte von Bomhard.
In der Erstversicherung könne er sich dagegen Zukäufe vorstellen. „Aber die Preise sind zurzeit sehr hoch.“ Im Ausland setze der Konzern deshalb eher auf den Neuaufbau statt einen Zukauf. Falls es in Deutschland einen Konsolidierungstrend geben sollte, werde Ergo zu den Konsolidierern gehören. Zukäufe hält er auch im Geschäftsfeld Gesundheitsdienstleistungen für möglich. Hier ist die Münchener Rück zusammen mit der zu Ergo gehörenden Deutschen Krankenversicherung unterwegs.
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Konzernchef Nikolaus von Bomhard muss zweifelnde Anleger von seinem Kurs überzeugen. Gestern verlor die Aktie trotz des dritten Rekordgewinns in Folge deutlich – Reuters/Alexandra Beier
Quelle: Financial Times Deutschland
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