Prognose für 2007 liegt weit unter Vorjahresergebnis · Kein ertragsvernichtender Kampf um Marktanteile
Von Ilse Schlingensiepen, Düsseldorf Nach einer Stagnation des deutschen Geschäfts im vergangenen Jahr will die Versicherungsgruppe Ergo 2007 hierzulande wieder wachsen. Allerdings schloss der Vorstandsvorsitzende Lothar Meyer einen Kampf um Marktanteile aus. Grundprinzip bleibe für die Münchener Rück-Tochter die strikte Orientierung am Ertrag. Nach dem Rekordjahr 2006 gab Meyer eine verhaltene Prognose ab: „Wir streben ein Jahresergebnis von 540 bis 600 Mio. Euro an.“
Der Ertragsfokus habe sich laut Meyer im vergangenen Jahr bezahlt gemacht. 2006 verbuchte der zweitgrößte Erstversicherer Deutschlands einen Gewinn nach Steuern von 906 Mio. Euro, nach 786 Mio. Euro. Die Erstversicherungsgruppe der Münchener Rück arbeitet mit den Marken Hamburg-Mannheimer, Victoria, DKV, DAS und KarstadtQuelle zusammen. Größter Bereich ist dabei die Lebensversicherung, auf die 2006 insgesamt 44 Prozent der Beitragseinnahmen entfielen. Die Gruppe erzielt zur Zeit 80 Prozent ihrer Beiträge im Inland und 20 Prozent im Ausland. Der Anteil des internationalen Geschäfts hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen.
Um die Wachstumsschwäche in Deutschland zu überwinden, will Ergo seinen Vertrieb optimieren. Helfen soll dabei die Schaffung des neuen Postens eines Vertriebsvorstands auf Ergo-Ebene, den DAS-Chef Jürgen Vetter am 1. Juli übernehmen soll. Er wird für die Steuerung der Vertriebsaktivitäten zuständig sein. Im Neugeschäft der Gruppe habe sich sicherlich bemerkbar gemacht, dass sich Ergo in den vergangenen beiden Jahren von rund 1500 Vermittlern getrennt hat, die als ineffektiv eingestuft wurden, sagte Meyer.
Zusätzliche Vertriebskraft ist für Ergo auch ein entscheidender Faktor für mögliche Zukäufe, sagte Meyer. Man schaue sich hier wie im Ausland immer nach Möglichkeiten um. „Es geht dabei nicht um die schiere Größe. Wir haben nur Interesse an Gesellschaften, die auch über starke Vertriebe verfügen.“
Die Krankenversicherung ist der einzige Bereich, in dem Ergo 2006 in Deutschland zulegte. Zwar litt die Vollversicherung unter der Diskussion über die Gesundheitsreform. Gut lief es aber bei den Zusatzversicherungen, wo die Gruppe 550 000 Kunden hinzugewann. „In der Ergänzungsversicherung sind wir klarer Marktführer“, sagte Finanzvorstand Rolf Ulrich. Diese Position will man 2007 ausbauen.
In der Lebensversicherung verbuchte Ergo ein Prämienminus von 1,6 Prozent und blieb dadurch hinter der Konkurrenz zurück. Man habe eine hohe Zahl von Vertragsabläufen zu verdauen, erläuterte Ulrich. Gleichzeitig sei Ergo erfolgreich in zukunftsträchtigen Bereichen wie der Riesterrente und der betrieblichen Altersversorgung unterwegs. „Wir hätten uns in Leben etwas mehr Geschäft gewünscht“, räumte der Vorstandschef aber ein.
In der Schaden-/Unfallversicherung hat die Gruppe dagegen bewusst auf Geschäft verzichtet, beispielsweise in der heftig durch Preissenkungen umkämpften Autoversicherung. Man wolle in diesem Segment auch in 2007 und 2008 ein positives Ergebnis erzielen, sagte Meyer. „Ich wette, dass alle, die in diesem Jahr dramatisch gewachsen sind, Schaden-/Kostenquoten von über 100 Prozent haben werden. Das wollen wir nicht.“ Ergo hat in der Kfz-Versicherung im vergangenen Jahr eine Quote von 96,4 Prozent vorzuweisen, das heißt von 1 Euro Prämieneinnahmen flossen 96,4 Cent in Schäden und Kosten.
Bild(er):
Der Vorstandsvorsitzende der Ergo-Gruppe Lothar Meyer bei seiner letzten Bilanzpressekonferenz. Er geht Ende 2007 in Ruhestand, Nachfolger wird Torsten Oletzky – Picture-Alliance/dpa/Fredrik von Erichsen
Quelle: Financial Times Deutschland
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