Berlin geht als weitere Börse mit Zweitmarkthandel an den Start · Anleger müssen mit Formularen kämpfen
Auf dem boomenden Zweitmarkt für geschlossene Fonds gibt es ab sofort einen neuen Anbieter. Gestern hat Zweitmarkt Plus, eine Tochter der Berliner Börse und des Beteiligungsunternehmens Quorum, den Handel aufgenommen. Anleger und Investoren haben damit noch mehr Auswahl. Neben zwei Börsen in Berlin und Hamburg haben auch Fondshäuser Handelsplätze eröffnet.
„Trotz der Vielzahl an Anbietern werden die Preise künftig weniger stark variieren“, sagt Frank Heimsaat, Vorstand von Zweitmarkt Plus. „Probleme in der Preisfindung entstehen durch die Fragmentierung des Marktes. Mit der erwarteten Konzentration des Marktes werden sich die Preise daher annähern.“ Bis es so weit ist, könne allerdings noch einige Zeit vergehen, meint Beatrix Boutonnet, Expertin beim Fondstelegramm. „Für den Anleger ist es nun zunehmend unübersichtlich.“
Erst seit wenigen Jahren können Anleger auf geregelten Zweitmarkt-Plattformen ihre Anteile an geschlossenen Fonds während der Laufzeit verkaufen. Der Zweitmarkt biete sich für Fondsanleger in zunehmendem Maße auch als direkte Alternative zum Erstmarkt an, glaubt Heimsaat. „Hier gibt es noch Projekte, die auf dem Erstmarkt derzeit kaum zu haben sind, zum Beispiel Top-US-Immobilien.“
Besonders schnell und unbürokratisch läuft der Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen über eine Börsenplattform allerdings nicht ab. Vier Seiten Formular müssen Anleger bei der Börse Hamburg herunterladen, ausfüllen und faxen, in Berlin sind es sechs Seiten. Für die Übertragung eines Anteils sind nach einer Auflistung von Zweitmarkt Plus 16 Arbeitsschritte nötig. Der Verkaufsprozess dauert mehrere Wochen. Die Übertragungsverträge sind noch nicht standardisiert, sie müssen immer neu verhandelt werden. Als Gebühr werden an beiden Handelsplätzen je 2,5 Prozent der Kaufsumme für Käufer und Verkäufer fällig.
Heimsaat geht davon aus, dass das aktuelle Marktvolumen auf dem Zweitmarkt für geschlossene Fonds zwischen 300 und 400 Mio. Euro liegt. Für die nächsten Jahre erwarten alle Plattformen weiter kräftiges Wachstum. Dass der Gesellschafter Quorum auch an HTB, einem Initiator von Zweitmarktfonds, beteiligt ist, bringt anderen Kunden von Zweitmarkt Plus laut Heimsaat keine unfaire Konkurrenz. „HTB muss genau so bieten wie alle anderen auch.“ Ein Vorteil dagegen sei, dass dank HTB gleich zu Anfang für 250 Fonds Geldkurse gestellt werden können.
Eine Umsatzerwartung für das erste Handelsjahr will Heimsaat nicht nennen. Mittelfristig aber ist das Ziel klar: „Im dritten Jahr wollen wir das Thema Marktführerschaft anpacken.“ Die beansprucht bislang die Fondsbörse in Hamburg für sich. 2006 erreichte der Umsatz dort 76 Mio. Euro, in diesem Jahr sollen es mehr als 100 Mio. Euro werden. Bis Ende März waren bereits drei Viertel des Vorjahresumsatzes erreicht.
„Die Tatsache, dass eine andere Börse unser Modell kopiert, empfinden wir als Kompliment und sportliche Herausforderung zugleich“, kommentiert Vorstandsmitglied Bert E. König von Fondsbörse Deutschland Beteiligungsmakler, dem Makler der Hamburger Plattform. Angesichts der neuen Konkurrenz will er die Zusammenarbeit mit Emissionshäusern und Vertrieben stärken und weitere Segmente – etwa Lebensversicherungsfonds, Windkraftfonds und Private-Equity-Investments – in den Handel aufnehmen.
Die Deutsche Sekundärmarkt GmbH (DSM), eine Tochter der Hamburger Nordcapital-Gruppe und mittlerweile als Handelsplattform ebenfalls für alle Investoren offen, setzte 2006 für rund 30 Mio. Euro Fondsanteile um. Bei Schiffsfonds sieht sich DSM als Marktführer. Seit Ende 2006 können dort auch Immobilienfonds gehandelt werden.
Die Vielzahl der Handelsplattformen mit ähnlichen Namen dürfte bei einigen Kunden für Verwirrung sorgen. Hinter vorgehaltener Hand geben auch Initiatoren zu, dass der eine oder andere Interessent wohl eher durch Zufall auf ihre Internetseiten gerät.
Neben www.zweitmarkt.dewww.zweitmarkt.dewww.zweitmarkt.dewww.zweitmarkt.de , www.deutsche-zweitmarkt.dewww.deutsche-zweitmarkt.dewww.deutsche-zweitmarkt.dewww.deutsche-zweitmarkt.de und www.zweitmarktplus.dewww.zweitmarktplus.dewww.zweitmarktplus.dewww.zweitmarktplus.de gibt es seit Jahresbeginn auch www.zweitmarkt-auktion.dewww.zweitmarkt-auktion.dewww.zweitmarkt-auktion.dewww.zweitmarkt-auktion.de . Dahinter steht GenoFonds24 aus dem genossenschaftlichen Sektor. Der Anbieter wendet sich an Lebensversicherte, die hier ihre Policen beispielsweise an Emittenten von Zweitmarktfonds versteigern können.
Zitat:
„Für Anleger ist es nun unübersichtlich“ – Beatrix Boutonnet, Fondstelegramm –
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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