Wette mit Volkswagen-Aktien geht nicht auf · 100 Mio. Euro Schaden · Zwei Manager entlassen
VON Ute Göggelmann, Frankfurt, und Herbert Fromme, Düsseldorf Die WestLB hat durch eine Fehlspekulation im Aktienhandel in den vergangenen Tagen innerhalb kurzer Zeit rund 100 Mio. Euro verloren. Das erfuhr die FTD aus Bankkreisen. In diesem Zusammenhang stünden auch die Entlassungen des Geschäftsbereichsleiters für Equity Markets, Friedhelm Breuers, und eines Executive Directors am Montag. In deren Verantwortung fielen die Geschäfte.
Das Verlustgeschäft ist für Konzernchef Thomas Fischer ein harter Schlag – zumal die WestLB Geld braucht. Das Institut bietet für die Landesbank Berlin (LBB), die derzeit zum Verkauf steht, und will auch bei der Sachsen LB einsteigen. Fischer hatte bei seinem früheren Arbeitgeber, der Deutschen Bank, das Risikocontrolling verantwortet.
„Friedhelm Breuers hat die Bank verlassen und wird sich neuen Aufgaben widmen“, sagte ein Sprecher der WestLB. „Die WestLB hat sowohl für den Eigenhandel als auch für andere Geschäftsfelder ein straffes Risikomanagement. Bei Verstößen gegen diese Regeln zieht die Bank entsprechende Konsequenzen.“ Die Finanzaufsicht BaFin erklärte, sie beobachte die Vorgänge genau. Zu möglichen Verstößen gegen Vorschriften wolle man nicht Stellung nehmen, sagte eine Sprecherin.
Dem Vernehmen nach sind Geschäfte mit Stamm- und Vorzugsaktien des Autokonzerns VW schuld an den Verlusten. In Händlerkreisen wird vermutet, dass die WestLB darauf setzte, dass die Kursdifferenz zwischen den beiden Aktiengattungen sinkt.
Als der Autohersteller Porsche jedoch vor eineinhalb Wochen seinen Anteil an den VW-Stammaktien auf 30,9 Prozent aufstockte, ging die Wette nicht mehr auf. Der Kurs der Stammaktien, deren Eigner Stimmrechte haben, stieg im Verhältnis zu den stimmrechtslosen Vorzugsaktien stärker an. Innerhalb weniger Tage stieg die Differenz um rund 7 Euro, was bei der WestLB zu dem Loch geführt haben dürfte.
„Inzwischen beginnen Marktteilnehmer zu begreifen, in welcher prekären Lage die Bank ist“, hieß es in Finanzkreisen. Einige im Markt befürchten, dass Hedge-Fonds oder andere Anleger mit flüssigen Mitteln die Verluste der WestLB mit Spekulationsgeschäften noch ausweiten können.
Experten gehen davon aus, dass es auch anderen Investoren wie der WestLB erging. Spekulationen auf den Kursverlauf von Stamm- zu Vorzugsaktien sind eine gängige Handelsstrategie mit oftmals guten Gewinnaussichten. Den Aktien- und Derivatehändlern der WestLB seien vom Vorstand sehr hohe Gewinnziele gesetzt worden, hieß es in Finanzkreisen. Dabei sei es den beiden inzwischen entlassenen Managern nicht um persönliche Bereicherung gegangen.
Der Vorstand habe auch nach dem Bekanntwerden der Krise grobe Fehler gemacht, hieß es in den Kreisen: „Es war nicht sehr geschickt, die beiden Manager mit sofortiger Wirkung vor die Tür zu setzen.“ Dadurch sei es für die Bank schwer, das Geschäft mit den VW-Aktien ohne weitere Verluste zu beenden. Art und Weise des Abgangs und der Zeitpunkt seien sehr schädlich. Heute will das Institut über das weitere Vorgehen entscheiden.
In Finanzkreisen wird erwartet, dass zum finanziellen Schaden für die WestLB auch straf- und aufsichtsrechtliche Konsequenzen hinzukommen. Gegen zahlreiche interne Regeln sowie gesetzliche Vorgaben und Aufsichtsvorschriften sei verstoßen worden.
Bereits 2003 war die WestLB in den Fokus von Bankaufsicht und Staatsanwaltschaft geraten. Damals verursachte die von der Londoner Bankerin Robin Saunders initiierte Finanzierung des TV-Vermieters Boxclever einen Verlust von 1,7 Mrd. Euro für die Bank.
www.ftd.de/west-lb
www.ftd.de/west-lb Hintergründe zur WestLB
Quelle: Financial Times Deutschland
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