Private Krankenversicherer erwarten keine höheren Eigenkapitalanforderungen
Von Ilse Schlingensiepen Solvency II wird für die privaten Krankenversicherer (PKV) geringere Auswirkungen haben als für die Lebensversicherer, da die PKV mit ihren Produkten keine Garantien anbietet. Davon geht die Ratingagentur Fitch aus. „Vielmehr sind Krankenversicherer verpflichtet, ihre Rechnungsgrundlagen einschließlich des Rechnungszinses regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen“, heißt es in einer aktuellen Untersuchung zur PKV-Branche. Die einzelnen Unternehmen werden aber die Risikomanagementsysteme und ihre Implementierung verbessern, erwarten die Fitch-Analysten. „Insbesondere kleinere Versicherer, die keiner größeren Gruppe angehören, stehen vor der Herausforderung, in ihren Unternehmen eine entsprechende Risikokultur zu etablieren.“
Der mit Solvency II verbundene Aufwand sei zwar auch für die Krankenversicherer hoch, die Auswirkungen seien aber nicht so gravierend wie in anderen Sparten, sagt Roland Weber, Vorstand der Versicherungsgruppe Debeka. „Es wird in der PKV keine viel höheren Eigenkapitalanforderungen geben“, erwartet er. Anders als die Lebens- seien die Krankenversicherer nicht so stark vom Kapitalmarkt abhängig, sagt Weber. „Dennoch werden auch wir 10 000 Zinssimulationen rechnen müssen.“
Um der Besonderheit der PKV-Branche – auch und gerade im europäischen Kontext – Rechnung zu tragen, haben der PKV-Verband, der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft und die Finanzaufsicht BaFin ein Standardmodell für die PKV entwickelt. „Es ist nicht gerade leicht, unseren Partnern der EU zu vermitteln, dass und wie man die deutschen Besonderheiten im neuen europäischen Versicherungsaufsichtssystem berücksichtigen sollte“, sagt BaFin-Präsident Jochen Sanio. Das Standardmodell ist dabei nach seinen Angaben eine gute Argumentationshilfe.
In seinem Zwischenbericht zu Solvency II sieht Ceiops, der europäische Ausschuss der Versicherungsaufseher, ausdrücklich vor, dass bei der PKV die Möglichkeit der Beitragsanpassung berücksichtigt werden kann. Das ist eine von lediglich zwei Stellen, in denen der umfangreiche Bericht überhaupt auf die typisch deutsche Branche eingeht.
Quelle: Financial Times Deutschland
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