Der Containerhafen von Dubai ist der achtgrößte der Welt. Das Emirat will nicht nur im Handel der Knotenpunkt für internationale Warenströme werden, auch als Passagierhafen soll es an Profil gewinnen
Mehr als 8,9 Millionen Standardcontainer wurden im vergangenen Jahr in den beiden Häfen in Dubai ein- und ausgeladen, die meisten davon in Dschabal Ali. Damit liegt man in der Liga der weltweit führenden Containerhäfen gleichauf mit Hamburg.
Dschabal Ali hat derzeit eine Kapazität von neun Millionen Boxen, doch die Weichen für weiteren Ausbau sind gestellt: Schon mit der ersten Ausbaustufe des Terminals in diesem Sommer werden es elf bis zwölf Millionen Boxen sein, nach Abschluss des Projekts 14 Millionen. Eine Prognose für 2007 will die Sprecherin des Terminalbetreibers DP World nicht abgeben. Mit dem erwarteten Wachstum von 15 Prozent für die Region könne man aber mithalten.
DP World gehört mit seinem globalen Netzwerk mittlerweile auch international zu den größten Terminalbetreibern. Bekannt wurde das Unternehmen 2006 durch den Kauf von P&O Terminals aus Großbritannien, dem eine Übernahmeschlacht mit Konkurrenten vorausging. Politischer Widerstand in den USA führte allerdings dazu, dass DP World die neu erworbenen P&O-Anlagen dort wieder verkaufen musste.
Insgesamt erreichte der Umschlag in den Häfen von Dubai letztes Jahr 110 Millionen Tonnen, 69 Millionen davon entfielen auf Container. Gut 22 Millionen Tonnen machte der Umschlag von Öl aus.
Traditionell ist Dubai ein Transithafen. Ladung wurde hier auf andere Schiffe umverteilt oder auch über Land weitertransportiert. Mittlerweile wächst der Anteil der lokalen Ladung, sie macht rund die Hälfte des Gesamtumschlags aus. „Die großen Shopping-Malls müssen schließlich versorgt werden“, sagt Werner Kleymann, Regional Manager Middle East beim Schweizer Logistiker Kühne + Nagel International. Der Konzern ist der weltweit größte Seefrachtspediteur.
Seit den 70er-Jahren ist Kühne + Nagel in Dubai präsent. Es sorgt für rund ein Prozent des Containerumschlags von Dubai, der Anteil soll sich in den nächsten Jahren verdoppeln. Seine Rolle als zentraler Umschlagplatz der Region und als Knotenpunkt für Warenströme aus Asien und Europa werde Dubai behalten, trotz zunehmender Konkurrenz durch andere Häfen, erwartet Kleymann. „Hier kann man beispielsweise zeitkritische Ware, die per Schiff aus Fernost ankommt, schnell auf das Flugzeug Richtung Europa umladen.“ Das sei gerade vor Weihnachten eine beliebte Option, um Transportzeiten zu verkürzen.
Das steigende Verkehrsaufkommen ist natürlich auch vor Ort zu spüren. „Bei Infrastrukturmaßnahmen wie dem Straßenbau muss etwas getan werden“, sagt Logistikmanager Kleymann. Und tatsächlich passiere bereits einiges. „Probleme werden hier erkannt und sofort in Angriff genommen. Von Bürokratie ist da nicht viel zu spüren.“
Unbürokratische Abfertigung und gute Preise sind auch der Grund, warum immer mehr Kreuzfahrtschiffe Dubai anlaufen. Der 2001 eröffnete Terminal im Port-Rashid-Komplex war der erste seiner Art, der nach der ISO-9002 zertifiziert ist. Er steht unter der Aufsicht der nationalen Tourismusbehörde DTCM.
„Die Hafenanlagen von Dubai sind großzügig, modern und mit einer guten Infrastruktur ausgestattet, was in dieser Form und in dieser Region einmalig ist“, sagt Annette Schudy, Sprecherin von Transocean Tours. Der Bremer Kreuzfahrtveranstalter hat Dubai als Ausgangshafen für die Fahrten seines Schiffs „Astor“ im nächsten Winter gewählt. Der deutsche Marktführer Aida Cruises will seine „Aida Cara“ im kommenden Winter dort einsetzen.
Im vergangenen Jahr gingen rund 42 000 Passagiere am Kreuzfahrtterminal von Dubai an Land. Auch hier stehen die Zeichen auf Wachstum: 2008 sollen es bereits doppelt so viele Besucher sein. Deutsche stellen fast die Hälfte der Kreuzfahrtgäste, gefolgt von Amerikanern. „Dubai ist für uns eine hervorragende Alternative zu den klassischen Kreuzfahrtzielen im Winter“, sagt Schudy. In der Umgebung des Terminals gebe es zudem hervorragende Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten für die Passagiere.
Diese Möglichkeiten sollen noch größer werden. Das neue, ehrgeizige Projekt heißt Dubai Maritime City. Auf der mit 2,3 Hektar größten von Menschen aufgeschütteten Halbinsel sollen alle denkbaren Dienstleistungen angeboten werden, dazu maritimes Flair für Freizeit und Wohnen.
Büros für Reedereien sind genauso vorgesehen wie eine Promenade und ein Hotel, eine Seefahrtshochschule und Industrieflächen. Der Bau hat begonnen, die Arbeiten sollen 2011 abgeschlossen sein. In der Maritime City hat auch die Emirates Shipping Line ihren Sitz. Die Reederei ging erst 2006 an den Start, als Konkurrenz zu den großen, etablierten Linienreedereien, und hat seitdem bereits mehrere Auszeichnungen für seine Dienste erhalten.
Ebenfalls in Dubai ansässig ist die Reederei Simatech, die sich auf Zubringerdienste mit kleineren Schiffen spezialisiert hat. Ein zusätzlicher großer Werftkomplex unter dem Dach von Dubai Drydocks World gehört zum maritimen Projekt. Das Unternehmen Dubai Drydocks ist Teil von Dubai World, dem staatlich kontrollierten Initiator der Seestadt, und wurde erst kürzlich durch die Zusammenlegung mehrerer Werften und Geschäftsbereiche gegründet. Bei Reparaturen und dem Umbau von Schiffen hat Dubai schon lange einen guten Ruf. Für die neue Werftanlage hat Bosch Rexroth gerade das erste von zwei Schiffshebesystemen geliefert, mit der kompletten Antriebs- und Steuerungstechnik. Damit können Schiffe mit bis zu 6000 Tonnen Gewicht an Land gehoben und dort inspiziert werden.
Zitat:
“ „In dieser Form und Region ist das einmalig“ “ – Annette Schudy,Transocean Tours –
Bild(er):
In Dschabal Ali entladen mächtige gelbe Kräne ein Containerschiff. Der Hafen wird von der Dubai Port World gemanagt, die inzwischen weltweit Anlagen betreibt – Agentur Focus/Magnum-Photos/Abbas; AFP/Nasser Younes
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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