Der karrierebewusste Versicherungschef

Nachfolgekandidat III: Gen-Re-Chef Joe Brandon

Von Herbert Fromme, Köln Der ehrgeizige Joseph Brandon hat sich große Verdienste um Buffetts Imperium erworben. Der 48-Jährige ist seit 2000 Chef der Rückversicherungsgruppe General Re. Brandon sorgte für deutliche Gewinnsprünge, auch wenn das mit einem starken Verlust an Marktanteil und Bedeutung einherging. Das gilt auch für die deutsche Tochter der Gen Re, die Kölnische Rückversicherung.

Doch gibt es einige Makel, die diese Erfolge überschatten. Einige Versicherungsmanager aus der Umgebung von Berkshire halten diese sogar für gewichtig genug, um Brandon als Buffett-Nachfolger abzuschreiben.

Eines ihrer Hauptargumente ist die Untersuchung der US-Finanzaufsicht SEC. Gegen Brandon ist seit September 2005 eine sogenannte Wells Notice anhängig. Das heißt, dass die SEC eine Zivilklage gegen ihn im Namen von geschädigten Anlegern plant. Der Wharton-Absolvent war Teil des Gen-Re-Managements, das im Jahr 2000 umstrittene Finanzrückversicherungsgeschäfte mit dem US-Versicherer AIG abgeschlossen hatte. Der damalige New Yorker Staatsanwalt und heutige Gouverneur Eliot Spitzer, die SEC und die Justiz ermittelten oder ermitteln.

Auch Brandons Führungsmethoden sprechen gegen ihn. Insider berichten, dass er leitende Mitarbeiter mit übelsten Unflätigkeiten im versammelten Führungskreis überrascht. Buffett beschreibt ihn als „energisch“ und als einen, der „von sich selbst und seiner Organisation viel erwartet“.

Ajid Jain, Chef der Schwestergesellschaft Berkshire Hathaway Re, hätte da bessere Chancen. Der fragil wirkende Manager indischer Herkunft ist zurückhaltend – und im Geschäft höchst erfolgreich. Aber Jain hat mehrfach im vertrauten Kreis erklärt, dass er sich nicht als Buffetts Nachfolger sieht.

Bild(er):

Nicht gerade ein Diplomat: Joseph Brandon – Bloomberg/General Re

Quelle: Financial Times Deutschland

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