Ergo und Talanx wollen Lebensversicherer erwerben · Entscheidung noch offen · Weitere Marktkonsolidierung erwartet
Von Herbert Fromme, Köln Die Versicherungsgruppen Talanx und Ergo haben nach FTD-Informationen Angebote für den Kauf der BHW Lebensversicherung abgegeben. Das Unternehmen gehört zur BHW Holding und damit zur Postbank. Beide Versicherer haben die genaue Prüfung der BHW Leben, den Due-Diligence-Prozess, bereits abgeschlossen, hieß es in Versicherungskreisen.
Talanx und Ergo, die zum Münchener-Rück-Konzern gehört, haben jeweils gute Gründe dafür, das in Hameln beheimatete Unternehmen zu kaufen. Talanx arbeitet bereits eng mit der Postbank zusammen und hatte 2006 erklärt, man sei an der BHW Lebensversicherung interessiert, wenn sie auf den Markt komme. Auch Ergo ist auf der Suche nach Zukaufsmöglichkeiten, die Vertriebskapazität mitbringen – wie das bei BHW Leben der Fall ist. Münchener-Rück-Chef Nikolaus von Bomhard hatte in der vergangenen Woche Zukäufe im Erstversicherungssektor angekündigt. Ergo kennt BHW Leben gut, das Unternehmen hielt bis März 2005 einen Anteil von 9,2 Prozent an der BHW Holding.
Ein Sprecher der Postbank sagte, man sondiere den Markt. Es sei noch nicht entschieden, ob das Institut BHW Leben überhaupt verkaufen werde. „Es gibt auch die Option, dass wir das Unternehmen behalten“, sagte er. Das sei nicht nur eine Frage des Preises, den man für die Tochter erzielen könne. Zur Frage, warum dann bereits die Due Diligence durchgeführt wurde, wollte er nichts sagen.
Die Postbank-Gremien haben sich offenbar mit dem Verkauf noch nicht befasst. Das könnte die Zurückhaltung der Bank bei der öffentlichen Kommentierung ihrer Verkaufspläne erklären.
Die Postbank hatte den Bauspar- und Versicherungskonzern BHW 2005 für 1,8 Mrd. Euro übernommen – und damit auch den mit 310 Mio. Euro Prämieneinnahmen mittelgroßen Lebensversicherer. Seither hat das Institut zwei Lebensversicherungstöchter. Außerdem hält es 50 Prozent an PB Versicherung, einem Gemeinschaftsunternehmen mit Talanx. PB Versicherung setzt die Policen über Postbank-Schalter ab. Im Jahr 2006 erzielte der 1999 gegründete Versicherer damit Prämieneinnahmen von 253 Mio. Euro.
Dagegen verkauft BHW Leben vor allem über Vertreter und Makler. 2006 verdoppelte das Unternehmen fast die Zahl der abgesetzten Verträge. Die Vertriebskraft macht BHW Leben zum attraktiven Übernahmeziel.
Der deutsche Versicherungsmarkt gilt immer noch als stark zersplittert. Die größten zehn Gesellschaften haben zusammen einen Marktanteil von unter 50 Prozent. Seit Jahren gibt es Konsolidierungsbemühungen, die durch Änderungen in Gesetzen und Eigenkapitalanforderungen an Fahrt gewinnen dürften. Zurzeit sind aber nur wenige Gesellschaften auf dem Markt – auch deshalb, weil ein großer Teil die Rechtsform eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit hat, also nicht leicht verkaufbar ist oder zum Sparkassenlager gehört.
Wegen der zunehmenden Bedeutung der privaten Altersvorsorge gelten Lebensversicherer langfristig als lukrative Unternehmen. Allerdings suchen die meisten potenziellen Käufer nicht unbedingt Versicherungsunternehmen, sondern die von ihnen kontrollierte Vertriebskraft. Die ist aber, wie in Hameln, nur mit der Übernahme der ganzen Gesellschaft zu haben.
www.ftd.de/BHW
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Talanx und Ergo im Bieterkampf
Quelle: Financial Times Deutschland
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