Italiener setzen AMB-Generali-Chef ab

Mutterkonzern trennt sich vorzeitig von Deutschlandchef Walter Thießen · Dietmar Meister wird Vorstandssprecher des Versicherers

Von Herbert Fromme, Köln Der Vorstandschef der Versicherungsgruppe AMB Generali, Walter Thießen, verlässt nach fünf Jahren an der Spitze zum 30. Juni 2007 den Konzern. Der Vertrag des 57-Jährigen wäre noch vier Jahre weitergelaufen.

Offiziell erfolgt die vorzeitige Trennung in „gegenseitigem Einvernehmen“. In unternehmensnahen Kreisen heißt es jedoch, zwischen dem selbstbewussten Thießen und dem italienischen Eigner, der Generali-Gruppe, habe nichts mehr gestimmt. Das inzwischen mangels Tatverdacht eingestellte Ermittlungsverfahren gegen ihn habe nichts mit der Entscheidung zu tun, hieß es. Anfang des Jahres hatte die Staatsanwaltschaft gegen Manager des Konzerns wegen zweifelhafter Aufträge an eine Wuppertaler Firma für Informationstechnologie (IT) ermittelt.

Künftig soll der bisherige Finanzchef Dietmar Meister den drittgrößten deutschen Erstversicherer nach Allianz und der Münchener-Rück-Tochter Ergo führen, jedoch nicht als Vorsitzender, sondern lediglich als Sprecher des Vorstands. Das Gremium besteht weiter aus zwei Managern. Die Vakanz nach dem Abschied Thießens füllt Lorenzo Kravina – der erste Italiener im Vorstand der deutschen Tochter des Triester Generali-Konzerns.

Thießen ist Diplom-Mathematiker, allerdings kein Versicherungsmathematiker. Er kam über die IT zur Versicherungsbranche. Nach dem Diplom mit 22 Jahren promovierte er mit 25 über die Spieltheorie. 1977 ging er als Trainee zur Versicherungsgruppe Deutscher Herold und arbeitete dort in der IT-Abteilung. 1985 wurde er EDV-Leiter der AMB-Generali-Tochter Aachen-Münchener-Gruppe, 1993 Vorstand der Aachen-Münchener-Tochter Volksfürsorge.

In den fünf Jahren an der Spitze hat er nach eigenen Worten „den Konzern gedreht“. So verpasste er den sehr unterschiedlichen Tochterunternehmen eine einheitliche Verwaltungs- und IT-Strategie – und setzte sich damit vor seine Rivalen Allianz und Ergo. Der Konzerngewinn stieg im vergangenen Jahr um 44 Prozent auf 451 Mio. Euro.

Thießens Entscheidungen waren häufig umstritten, etwa der Schritt, die Vertreterorganisation der Aachen-Münchener aufzulösen und nur über den Großvertrieb DVAG zu verkaufen. Trotz seiner Erfolge fiel er beim Konzernchef Sergio Balbinot in Triest zunehmend in Ungnade. „Triest will die deutsche Tochter viel enger an sich binden“, heißt es im Konzern. Die zentralere Struktur soll der Generali-Gruppe beispielsweise auch größere Übernahmen ermöglichen.

Thießens Probleme zeigten sich schon bei der Wahl des Board of Directors im April. Gewählt wurden Frankreichchef Claude Tendil und Osteuropa-Kooperationspartner Petr Kellner – nicht aber Walter Thießen, der die deutlich wichtigere deutsche Gruppe verantwortete.

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AMB-Generali-Chef Walter Thießen

Quelle: Financial Times Deutschland

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