Finanzvertrieb zieht nach Verlusten die Notbremse
Von Herbert Fromme, Köln Der Wieslocher Finanzvertrieb MLP hat sein Verlust bringendes Geschäft in Großbritannien und Spanien eingestellt. Einheimische Anbieter würden Kunden und einen Teil der Angestellten und freiberuflichen Verkäufer übernehmen, hieß es bei MLP. Einzelheiten werden noch verhandelt. Die Schließung werde sich mit einem „niedrigen einstelligen Millionenbetrag“ negativ auf das Ergebnis auswirken. Die Aktie verlor 1,35 Prozent auf 15,39 Euro.
In beiden Märkten zusammen beschäftigt MLP 81 freiberufliche Verkäufer, die rund 7000 Kunden betreuen. In Großbritannien ist MLP seit 2001 vertreten, in Spanien seit 2002. „Wir waren mit der Entwicklung nicht zufrieden“, sagte ein Sprecher. MLP habe keine kritische Größe gehabt. „Um die zu erreichen, wären Zukäufe nötig gewesen, aber da gab es nichts Passendes“, sagte er.
MLP-Vorstandschef Uwe Schroeder-Wildberg korrigierte gestern auch die Zahl der für das Jahresende erwarteten Vertreter. Bisher war MLP von 3000 ausgegangen, jetzt sollen es 2750 sein. „Die Differenz stammt aus der Aufgabe der beiden Märkte“, sagte ein Sprecher. MLP hätte im Falle einer Fortführung des Geschäfts die Zahl der Vertreter noch kräftig erhöht.
MLP ist jetzt neben dem Hauptmarkt Deutschland noch in Österreich und den Niederlanden tätig. Das Neugeschäft in der Schweiz hat das Vertriebsunternehmen ebenfalls eingestellt. MLPs Auslandsstrategie ist damit gescheitert. In den Jahren 2000 bis 2002 setzte der damalige Vorstandschef Bernhard Termühlen auf Auslandstöchter, die einen wesentlichen Beitrag zu Wachstum und Ertrag leisten sollten. Er hatte auch den Sprung nach Frankreich und Italien geplant. Termühlens Nachfolger Schroeder-Wildberg sprach noch vor zwei Jahren vom Ausbau des Auslandsgeschäfts. MLP werde „gezielt zuschlagen“ und auch neue Märkte erschließen, sagte er damals.
Der Rückzug zeigt die Probleme deutscher Finanzvertriebe, ihr Verkaufsmodell auf andere Länder zu übertragen. Das musste auch schon Konkurrent AWD erfahren, der sein defizitäres Italien-Geschäft 2006 aufgab und sich schwer tut mit seiner britischen Tochter. Erfolgreich in Osteuropa unterwegs ist dagegen die Kölner OVB, die mehrheitlich der Versicherungsgruppe Deutscher Ring gehört.
Quelle: Financial Times Deutschland
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