Versicherungsmakler rechnet mit zahlreichen Ansprüchen wegen Subprime-Darlehen
Von Herbert Fromme, Köln Die Hypothekenkrise in den USA droht eine Welle von Versicherungsansprüchen in den Staaten nach sich zu ziehen. Siobhan O’Brian vom weltgrößten Versicherungsmakler Marsh erwartet Schäden vor allem in den Spezialsparten Errors & Omissions (E&O) sowie Directors & Officers (D&O). Mit E&O-Policen sichern sich Banken und Finanzberater gegen Kundenansprüche wegen Falschberatung ab. Die Managerhaftung D&O deckt Führungskräfte gegen Ansprüche aus ihrer Berufstätigkeit.
„Zahlreiche Hausbesitzer, die jetzt höhere Zinsen zahlen müssen oder ihr Haus verloren haben, werden klagen“, sagte O’Brian der FTD. Sie ist Senior Vice President in der Marsh-Abteilung, die Versicherungen für US-Banken vermittelt.
Banken hatten oftmals Hypotheken mit einem niedrigen Eingangszinssatz angeboten, bei denen eine Erhöhung in zwei Jahren bereits eingebaut war. Mit Blick auf mögliche Ansatzpunkte für Kläger sagte O’Brian: „Haben die Banken und die Vermittler das deutlich gemacht? Haben sie vielleicht gesagt, dass man dann ja auf ein neues, preisgünstigeres Darlehen umschulden könne, das jetzt aber gar nicht existiert?“ Das könnte von Gerichten als Falschberatung ausgelegt werden. Für die Folgen müssten Vermittler oder Banken möglicherweise haften – und deren Versicherer zahlen.
„Es gibt erste Anzeichen dafür, dass Anwälte Mandanten für Massenklagen suchen“, sagte O’Brian der FTD weiter. Daran könnten sich Betroffene ohne hohes Kostenrisiko beteiligen. Auch Klagen von Anlegern seien möglich, die Geld verlieren, weil Fonds in zweitklassige US-Hypothekenkredite (Subprime) investiert haben. Marktführer in der E&O-Versicherung sei AIG, auch der Versicherungsmarkt Lloyd’s spiele für Banken eine Rolle. Dazu kommen Bermuda-Anbieter.
Ansprüche von Aktionären und Gläubigern jener drei US-Hypothekenbanken, die bislang Konkurs angemeldet haben, dürften die D&O-Versicherer treffen, erwartet O’Brian. „Man wird sich fragen, welche Rolle die Manager dabei spielten, dass ihre Unternehmen Konkurs gingen.“
Ob die neue Situation zu deutlich höheren Preisen führt, könne erst in einigen Wochen gesagt werden. „Zurzeit werden gerade viele Verträge erneuert.“ Noch sei eine Trendwende bei den zurzeit niedrigen Preisen nicht in Sicht. „Auf jeden Fall stellen die Versicherer heute sehr viel mehr Fragen.“
Das spüren auch Versicherungsmakler in Deutschland. „Wir müssen eine viel restriktivere Haltung gerade der US-Versicherer befürchten, die in Deutschland tätig sind“, sagte Alexander Mahnke vom größten deutschen Makler Aon Jauch & Hübener. Von Schadenmeldungen, etwa aus der Managerhaftung der betroffenen Banken, sei bisher aber nichts bekannt.
www.ftd.de/assekuranz
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Versicherer und die Subprime-Krise
Quelle: Financial Times Deutschland
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