Terminalbetreiber HHLA wird teilprivatisiert · Geplanter Ausbau soll 2,9 Mrd. Euro kosten
Die Hafenarbeiter der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) ließen den Senat im März ihre Macht spüren. Weil ihre Proteste gegen den geplanten Teilverkauf des Terminalbetreibers nichts bewirkten, verweigerten sie fortan die Überstunden. Die Strategie zeigte schnell Wirkung. Die Regierung stoppte den geplanten Teilverkauf an einen strategischen Investor. Stattdessen sollen noch im vierten Quartal 30 Prozent des Hafenunternehmens an die Börse gebracht werden, die Mitarbeiter erhalten Vorzugskonditionen.
Bis 2015 will Hamburg 2,9 Mrd. Euro in den Ausbau des Hafens investieren, denn das rasante Wachstum beim Warenumschlag geht weiter. Das Geld könne nicht alleine aus dem Haushalt kommen, hat Wirtschaftssenator Gunnar Uldall erklärt, dazu sei eine Teilprivatisierung der HHLA nötig. Er selbst hat die Zahl von 1 Mrd. Euro ins Spiel gebracht. So viel sei noch aufzubringen, um das Investitionsprogramm zu stemmen. Mittlerweile will allerdings niemand mehr den erwarteten Emissionserlös kommentieren.
Weitere Investitionen in den Hafen seien dringend notwendig, sagt Claus Brandt, Partner im Kompetenzzentrum maritime Wirtschaft der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers. „Hamburg muss für die großen Reedereien ein interessanter Standort bleiben.“ Nicht nur die Erweiterung vorhandener Kapazitäten sei gefragt, sondern auch neue Terminals, etwa in Steinwerder, sagt Brandt. „Mit dem Projekt sollte unbedingt kurzfristig begonnen werden, um der Nachfrage zu entsprechen.“
Der Hamburger Hafen profitiere besonders vom Chinaboom, „und der wird weitergehen“. Selbst ein Abflachen des chinesischen Wirtschaftswachstums auf sechs bis sieben Prozent pro Jahr sei „von der Menge her immer noch gewaltig“.
Aus seiner Präferenz für einen Börsengang hat HHLA-Vorstandschef Klaus-Dieter Peters nie einen Hehl gemacht. „Wir streben eine rasche Aufnahme in den MDax an“, sagte er. Die Belegschaft sieht Peters hinter den Plänen. Dabei sorgte die Gewerkschaft Verdi Anfang August noch für Verwirrung. Kaum hatte der Unternehmenschef die Arbeitnehmer öffentlich gelobt, distanzierte sich Verdi vom Börsengang.
Mittlerweile hat der Betriebsrat für Frieden gesorgt. „Der Börsengang ist der Kompromiss, und hinter dem stehen wir“, sagt Betriebsratschef Arno Münster. „Wir sehen es aber nach wie vor so, dass die Stadt eigentlich genug Geld hat, den Hafen zu finanzieren.“ Als Anreiz darf jeder HHLA-Mitarbeiter Aktien im Wert von 2800 Euro erwerben, muss aber nur 1400 Euro dafür zahlen. Wer das Geld nicht hat, erhält ein zinsloses Darlehen.
Durch ihren Protest hat die Belegschaft auch erreicht, dass die historischen Immobilien Fischmarkt und Speicherstadt nicht verkauft werden. Sie bleiben dank sogenannter Tracking-Stocks – das sind Aktien für einen einzelnen Geschäftsbereich – im Besitz der Stadt.
Die HHLA sieht Konzernchef Peters für den Börsengang in exzellenter Verfassung. Mit internationalen Expansionsplänen ist er zurückhaltend. Die Lübecker Hafen-Gesellschaft würde er indes gern hinzukaufen. Doch deren Hafenarbeiter haben von den Hamburger Kollegen gelernt und die Privatisierung ins Stocken gebracht, indem sie die Überstunden boykottierten.
Zitat:
„Wir streben eine rasche Aufnahme in den MDax an“ – HHLA-ChefKlaus-Dieter Peters –
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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