Neue Zweitmarktkäufer gesucht

Fondsanbieter sieht zu wenig Kapital für gebrauchte Schiffsbeteiligungen

Auf dem Zweitmarkt für Schiffsbeteiligungen werden die Käufer knapp, meint Maritim Invest, Hamburger Emissionshaus für Zweitmarktfonds. Experten erwarten, dass Anleger in diesem Jahr Schiffsfondsanteile für rund 500 Mio. Euro verkaufen wollen. „Für die halbe Milliarde gibt es definitiv nicht genügend Kapital“, sagte Matthias Brinckman, Geschäftsführer von Maritim Invest.

Ein Mangel an Abnehmern könne aber gerade auf einem so jungen Markt wie dem Zweitmarkt für geschlossene Fonds zu einem hohen Vertrauensverlust bei Anlegern führen, sagte er. „Auch wenn viele Fondsinvestoren schon vom Zweitmarkt gehört haben, kommt er auf der Verkäuferseite erst jetzt richtig in Gang.“ Brinckmans Unternehmen beginnt gerade mit der Platzierung eines Zweitmarktfonds mit dem Rekordinvestitionsvolumen von 105 Mio. Euro. Ab kommendem Jahr werden mit dem eingeworbenen Kapital Anteile auf dem Zweitmarkt gekauft. „Wir wollen ein Zeichen im Markt setzen“, so Brinckman.

Das will auch der neue Zweitmarktkäufer TradeOn. Das Tochterunternehmen des börsennotierten Fondshauses Lloyd Fonds kauft zunächst Schiffsbeteiligungen, will seine Aktivitäten später aber auf andere Anlageklassen ausweiten. Ein funktionierender Zweitmarkt mache geschlossene Fonds auch auf dem Erstmarkt attraktiver, sagte Marcus Simon, Vorstandsmitglied bei Lloyd Fonds und TradeOn.

Für die erworbenen Beteiligungen gebe es mehrere Verwendungsmöglichkeiten, so Simon. Beispielsweise könne man gemeinsam mit Banken Portfolios für vermögende Privatinvestoren zusammenstellen. Lloyd Fonds will auch selbst einen Zweitmarktfonds auflegen.

Bei der weiteren Preisentwicklung auf dem Zweitmarkt sind TradeOn und Maritim Invest unterschiedlicher Auffassung. TradeOn erwartet tendenziell höhere Preise, Maritim Invest geht davon aus, dass die Preise eher sinken. Das habe man bereits bei den Anteilskäufen der letzten Fonds beobachten können. „Es liegt daran, dass der Markt in die Breite geht“, so Brinckman.

Dabei verkaufen nur die wenigsten Anleger ihre Schiffsbeteiligung, weil sie dringend Liquidität brauchen, unterstreichen die institutionellen Käufer. Entscheidend sei der Wunsch nach einem flexibleren Umgang mit den Investitionen. So ist für viele Anleger der sogenannte Unterschiedsbetrag ein wichtiges Thema. Betroffen ist, wer früher in einen der Schiffsfonds eingezahlt hat, der zunächst von steuerlichen Verlusten profitierte und dann in die für Ausschüttungen günstige Tonnagesteuer wechselte. Beim Wechsel wird die Differenz zwischen dem Buchwert und dem Marktwert des Schiffs festgestellt. Durch die hohen Schiffspreise vergangener Jahre ist diese Differenz in der Regel groß. Verkauft der Fonds das Schiff oder der Anleger seine Anteile, muss er sie mit seinem Steuersatz versteuern. Es kommt daher auf die individuelle Steuersituation an, wann der Anleger sich am besten von der Beteiligung trennt.

Gleichzeitig ist die prospektierte Laufzeit von Schiffsfonds immer länger geworden. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man eine solche Kapitalanlage erwirbt, um sie dann ein Vierteljahrhundert zu halten“, sagte Brinckman.

Zitat:

„Niemand will so eine Anlage ein Vierteljahrhundert halten“ – Matthias Brinckman –

Katrin Berkenkopf

Quelle: Financial Times Deutschland

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