Viele Topmanager in der Assekuranz sindJuristen. Rechtswissenschaftler haben gute Voraussetzungen für die ganz große Karriere dsfgsd fs
VON Herbert Fromme Allianz-Chef Michael Diekmann ist Jurist. Auch Nikolaus von Bomhard, Vorstandsvorsitzender der Münchener Rück und damit Diekmanns Nachbar in der Königinstraße in München-Schwabing, ist in diesem Fach promoviert. Dasselbe gilt für Werner Görg, Chef des Gothaer-Konzerns, und für Felix Hufeld, Deutschland-Geschäftsführer des Versicherungsmaklers Marsh. Auch HDI-Gerling-Chef Christian Hinsch, Allianz-Haftpflichtspezialist Hermann Jörissen und viele andere haben tragen den Titel Dr. jur.
In der Assekuranz ist das Studium der Rechtswissenschaften kein schlechter Ausgangspunkt für eine Karriere.“Juristen sind auch für Top-Positionen sehr gesucht“, weiß Headhunter Dietrich Maurice, der selbst aus der Assekuranz kommt. Die Vermittlung von Führungspersonal gehört zu den Hauptaktivitäten seiner Firma.
So dominant wie noch vor wenigen Jahrzehnten sind die Juristen in den Führungsetagen nicht mehr. Im international ausgerichteten zehnköpfigen Vorstand der Allianz finden sich zwar immer noch drei Juristen, bei anderen Gruppen aber gar keine. Das gilt etwa für die AMB Generali, die Deutschland-Holding des italienischen Generali-Konzerns. Kaufleute, Mathematiker, IT-Fachleute und Naturwissenschaftler haben aufgeholt, wenn es um die Top-Positionen geht.
In manchen Konzernen nutzt ein gutes Netzwerk gerade den Juristen. So hilft gelegentlich die Mitgliedschaft in Studentenverbindungen dem beruflichen Fortkommen. Der langjährige Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle, der von 1991 bis 2003 das Unternehmen leitete, ist Mitglied des Corps Borussia Tübingen – ebenso wie sein Vorgänger Wolfgang Schieren (1971 bis 1991) und dessen Vorvorgänger Hans Goudefroy (1948 bis 1961). Bei der Auswahl des heutigen Chefs Michael Diekmann spielte das Kriterium dann keine Rolle mehr. „Wer ein überzeugendes Studium hinlegt, sei es in Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft oder Jura, kann in der Versicherungswirtschaft Karriere machen“, sagt Headhunter Maurice. Zwar seien durch zahlreiche Fusionen die Vorstandsstellen weniger geworden. „Aber gerade für die zweite Ebene wird gesucht.“
„Die meisten Juristen kommen über die Schadenabteilungen zu den Versicherern“, sagt Maurice. Hier geht es um die Bearbeitung der Ansprüche von Kunden. Daneben gibt es die Tätigkeit in der klassischen Rechtsabteilung. Die Schadenbearbeitung gehört zu den personalaufwendigsten Teilen des Versicherungsbetriebs. Da ist es kein Wunder, dass die Juristen mit weitem Abstand die größte Gruppe von Hochschulabsolventen unter den Angestellten deutscher Versicherungsunternehmen stellen.
Der Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland (AGV) analysiert regelmäßig die Zusammensetzung der Belegschaften nach beruflicher Qualifikation. Laut der jüngsten Analyse – Stand Dezember 2005 – beschäftigten die Versicherer 27 100 Hochschulabsolventen, die Gesamtzahl der Angestellten gibt der AGV mit 233 000 an.
Von den Akademikern waren 7800 Juristen. Der AGV zählte außerdem 5000 Diplom-Kaufleute und Diplom-Volkswirte, 4300 Mathematiker, 1900 Diplom-Ingenieure sowie 700 Diplom-Informatiker. Weitere 7400 Mitarbeiter verteilten sich auf verschiedene Abschlüsse, Psychologen, Physiker und Mediziner waren unter ihnen besonders häufig vertreten.
Trotz der Vielzahl an Juristen kommt es in den Schadenabteilungen der Gesellschaften gerade nach Großereignissen zu Engpässen. Dann wird Arbeit an Fachkanzleien abgegeben. „Das passiert schon gelegentlich“, sagt der Kölner Fachanwalt Hubert van Bühren. Nach einem Hagelschlag übernimmt seine Kanzlei, in der acht Anwälte arbeiten, schon mal 100 Hagelschäden aus der Autoversicherung. Pro Fall wird eine Pauschale vereinbart, das können 200 Euro sein. Dann bearbeitet die Kanzlei eigenständig den Schaden, setzt sich mit dem Geschädigten auseinander und gibt die Akte mit einem Zahlungs- oder Ablehnungsvermerk an die Gesellschaft zurück.
Großkanzleien wie Bach, Langheid & Dallmayr, die prinzipiell nur aufseiten der Versicherungswirtschaft arbeiten, übernehmen auch Outsourcing-Arbeiten auf längerfristiger Basis – zusätzlich zur Vertretung des Versicherers in zahlreichen Fällen vor Gericht.
Andreas Buchholz von der Göttinger Kanzlei Menge und Partner erklärt, warum das Outsourcen von Schadenfällen für Versicherer sinnvoll sein kann – den Zugang der Anwälte zu Ermittlungsakten von Polizei und Staatsanwaltschaft. „Zu unseren Mandanten gehört auch die Gothaer Versicherung“, schreibt er in der Selbstdarstellung der Kanzlei im Internet. Die Gesellschaft beschäftige sich auch mit der privaten und betrieblichen Haftpflicht.
Bei der Schadenabwicklung benötigen die Sachbearbeiter aber häufig Informationen, die sich aus ihren Unterlagen nicht ergeben. „Sie sind darauf angewiesen, die regelmäßig vorhandenen amtlichen Ermittlungsakten einzusehen“, sagt Buchholz. „Diese Akten beschaffen und kopieren wir ihnen.“ Soweit sich die Schadensersatzforderungen dann als unbegründet herausstellen, folgen beinahe ausnahmslos Rechtsstreitigkeiten, die dann die Kanzlei für die Gothaer führe, sagt Buchholz.
Bild(er):
Ausrüstung in der Waffenkammer eines Fechtklubs: Bis auf einen Degen (2. v. l.) und einen Säbel (4. v. l.) sind hier nur Florette zu sehen. Den Unterschied erkennt man an den Griffen. Der Degen hat eine runde Glocke, beim Säbel ist die Glocke als Handschutz bis zum Griffende herumgezogen
Quelle: Financial Times Deutschland
Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.
Diskutieren Sie mit
Kommentare sind unseren Abonnenten vorbehalten. Bitte melden Sie sich an oder erwerben Sie hier ein Abo