Kritik an AMB Generalis Sparplänen

Volksfürsorge wird mit Generali München fusioniert · Angestellte protestieren gegen erneuten Umbau

VON Herbert Fromme, Köln Die Umbaupläne von AMB Generali stoßen bei den Angestellten auf massive Proteste. Mitarbeiter der Versicherungsgruppe Volksfürsorge in Hamburg demonstrierten nach einer Betriebsversammlung am Freitag gegen den Abbau von rund 500 der heute 3500 Arbeitsplätze in Hamburg und München. Am Donnerstagabend hatte die zum italienischen Generali-Konzern gehörende Obergesellschaft AMB Generali in Aachen bekannt gegeben, dass die beiden Töchter Generali in München und Volksfürsorge in Hamburg fusioniert werden. Die Lebens- und Sachversicherungsgesellschaften der beiden Gruppen werden zusammengelegt und haben künftig ihren Sitz in München. Sie tragen den Namen Generali.

Der Versicherer folgt mit dem Schritt dem Marktführer Allianz, der 2006 seine deutschen Gesellschaften Frankfurter Allianz und Bayerische Versicherungsbank mit den operativen Allianz-Töchtern in Deutschland fusionierte. Wie Allianz will auch Generali mit einfacheren Strukturen die Kosten senken. In der Hamburger Volksfürsorge-Belegschaft gibt es besonderen Unmut, weil das Unternehmen in den beiden vergangenen Jahren bereits mehrere Hundert Stellen abgebaut hat und als erfolgreich gilt.

„Wir versuchen, ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen“, sagte AMB-Generali-Vorstandssprecher Dietmar Meister am Freitag in einer Telefonkonferenz. Versprechen könne er das aber nicht.

Der Konzern hat bereits fühlbare Umbaumaßnahmen hinter sich und den Gewinn von 211 Mio. Euro im Jahr 2004 auf 346 Mio. Euro in 2006 gesteigert. Außerdem konnte die Generali ihre Marktanteile in der Lebens- und Krankenversicherung ausbauen. Trotzdem ist Meister nicht zufrieden. Er hatte im Juli Walter Thießen abgelöst, der den Konzern überraschend verließ.

„Wir leisten uns Mehrfachinvestitionen in Marken, vielleicht in zu viele Marken“, sagte Meister. Der Name Volksfürsorge werde aber „vertrieblich mindestens mittelfristig“ weiter genutzt. Das solle möglicherweise über eine Vertriebsgesellschaft geschehen, die diesen Namen trägt. Auch sei nicht geplant, die beiden Vertriebe zusammenzulegen. Generali in München arbeitet vor allem mit freiberuflichen Vertretern, die Mehrheit der Volksfürsorge-Vertreter sind dagegen angestellt.

Die Gruppe erhofft sich Kostensenkungen von 100 Mio. Euro pro Jahr. „Wir leisten uns heute zwei Multikanalvertriebe mit den entsprechenden Redundanzen“, sagte Meister. Sowohl Volksfürsorge als auch Generali verkauften über Makler und Vertreter. Verglichen mit Rivalen seien die Kostensätze des Konzerns zu hoch. „Wir sind von der Position der Nummer eins in der Ertragskraft noch weit entfernt“, sagte Meister.

Durch die Fusion der Generali Leben mit 1,1 Mio. Euro Prämien und der deutlich größeren Volksfürsorge mit 2,4 Mio. Euro Prämien entstehe der viertgrößte Lebensversicherer im Land, nach Allianz, Aachen Münchener – ebenfalls Generali-Konzern – und Zürich. In der Schaden- und Unfallversicherung bringt der Schritt die Volksfürsorge (0,6 Mrd. Euro Prämien) mit Generali und deren 0,9 Mrd. Euro Prämieneinnahmen zusammen. So entstünde in diesem Segment der sechstgrößte Anbieter.

Die Konzerntochter Aachen Münchener, deren Vertrieb ausschließlich von Reinfried Pohls Deutscher Vermögensberatung AG (DVAG) wahrgenommen wird, bleibe als eigenständige Einheit erhalten. Der Krankenversicherer Central müsse sich in den kommenden beiden Jahren vor allem auf die Gesundheitsreform konzentrieren, der Direktversicherer Cosmos, die Bausparkasse Badenia und der Rechtsschutzversicherer Advocard sollen unverändert arbeiten.

Die Obergesellschaft ändert im Zuge des Umbaus ihren Namen von AMB Generali in Generali Holding Deutschland. Sie will ihren Jahresgewinn von erwarteten 400 Mio. Euro für 2007 auf 550 Mio. Euro im Jahr 2010 erhöhen. Zeitgleich mit der Ankündigung der deutschen Gesellschaft gab die italienische Mutter Generali bekannt, dass sie ihr Gewinnziel für das Jahr 2009 angehoben hat und jetzt eine Marke von 3,8 Mrd. Euro anpeilt. Das wäre eine Steigerung von 60 Prozent zu 2006. In Italien will der Versicherer 1000 Stellen streichen.

Bild(er):

Mitarbeiter der Versicherungsgruppe Volksfürsorge in Hamburg demonstrierten am Freitag gegen die geplante Fusion mit dem Pendant aus München – dpa Picture-Alliance/Bodo Marks

Quelle: Financial Times Deutschland

Dieser Beitrag ist nur für Premium-Abonnenten vom Versicherungsmonitor persönlich bestimmt. Das Weiterleiten der Inhalte – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Bitte bedenken Sie: Mit einer von uns nicht autorisierten Weitergabe brechen Sie nicht nur das Gesetz, sondern sehr wahrscheinlich auch Compliance-Vorschriften Ihres Unternehmens.

Diskutieren Sie mit