Herbert Fromme Großmakler verlangen von Versicherern neue Zusatzprovisionen von ein, zwei oder zweieinhalb Prozent in London, Belgien und anderen Märkten. Die Versicherer wollen nicht zahlen oder die Kosten auf die Endkunden in Industrie und Gewerbe abwälzen, die sehen aber gar nicht ein, warum sie mehr berappen sollen.
Der Streit deckt ein grundlegendes Problem auf. Die Makler sehen sich als Anwälte der Kunden, werden aber von den Versicherern per Provision bezahlt. Der potenzielle Interessenkonflikt in dieser Konstruktion ist offensichtlich und wurde spätestens mit den Spitzer-Ermittlungen in den USA aktenkundig. Als Folge dürfen die Großmakler keine auf Umsatz basierenden Sonderprovisionen mehr fordern und müssen den Kunden alle Einnahmen offenlegen. Viele Konzerne haben mit Maklern Beratungshonorare vereinbart. Der Versicherer berechnet die Prämie ohne Provision, der Makler erhält vom Kunden eine feste Summe.
Jetzt stellt sich heraus, dass diese Summe nicht reicht. Die Großmakler leiden enorm unter dem Umsatzeinbruch durch den Wegfall der Sonderprovisionen. Sie haben Probleme, ihr Serviceniveau aufrechtzuerhalten. Deshalb verlangen sie mehr Geld – von der Assekuranz, nicht den Endkunden.
Wenn Konzerne Anwälte und Wirtschaftsprüfer beschäftigen, zahlen sie ohne Murren die hohen Gebühren. Bei den Maklern wollen sie dagegen sparen. Viele ihrer Dienstleistungen will der Endkunde nicht oder schätzt sie nicht so hoch, dass er dafür zahlt.
Trotzdem werden diese Dienste offenbar nachgefragt – aber von den Versicherern. In Wirklichkeit dienen die Makler damit zwei Herren. Wenn die Industrie das nicht will, muss sie zu deutlich höheren Honoraren für die Makler bereit sein. Die Makler müssen sich eingestehen, dass sie heute irgendwo in der Mitte stehen, wie das Wort Vermittler schon nahe legt.
Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.
E-MAIL: fromme.herbert@ftd.de
Quelle: Financial Times Deutschland
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