Peter Krämer, streitbarer Hamburger Reeder, gründet ein Unternehmen zu sozialen Zwecken
Wer als Hamburger Reeder etwas auf sich hält, baut einen Glaspalast am Elbufer oder residiert in einem schicken Altbau an der Alster. Schon da unterscheidet sich Peter Krämer von der Branche. Seine Unternehmen haben ihren Sitz in einem unauffälligen Nachkriegsbau in der Hamburger Altstadt, zum Zimmer des Chefs führt ein ruckelnder Aufzug aus den 50er-Jahren. Neben der Bürotür hängt ein Foto, das Krämer mit Nelson Mandela zeigt.
Peter Krämer ist der Querdenker unter den deutschen Reedern, das zeigt auch seine jüngste Geschäftsidee: Gemeinsam mit Harald Christ, dem früheren Vorstand des Fondsanbieters HCI Capital und jetzigen Generalbevollmächtigten der Weberbank, hat der 56-Jährige eine Reederei für die gute Sache gegründet. Die Krämer & Christ GmbH & Co. KG wird 25 Prozent ihrer ausgeschütteten Gewinne für „soziale und gemeinnützige Zwecke“ stiften.
Krämers Geschäftspolitik ist nicht unumstritten in der Branche. So verweigert sich der Firmenerbe der Vereinbarung zwischen Bundesregierung und Reedern, im Gegenzug für finanzielle Unterstützung Schiffe zurück unter die deutsche Flagge zu bringen. „Zu teuer und nicht wettbewerbsfähig“, sagt der streitbare Reeder. Von seinen Schiffen fährt deshalb keines unter Schwarz-Rot-Gold. Dies ermöglicht Krämer, seine Flotte zu deutlich geringeren Kosten für Besatzung und sonstigen Schiffsbetrieb zu unterhalten.
Bekannt wurde Krämer vor allem mit seinem Engagement für Afrika. Aus seinem Kontakt zu Mandela entwickelte sich das Projekt „Schulen für Afrika“. Wenn Krämer berichtet, wie kleine Kinder fünf Kilometer zur Schule gehen, den eigenen Plastikstuhl im Schlepptau, weil sie sonst keine Sitzmöglichkeit haben in der Klasse, spürt man, wie ihn diese Begegnungen beeindruckt haben. Sein Anteil am Gewinn der neuen Reederei wird deshalb an die „Schulen für Afrika“ gehen. Partner Christ will eine Stiftung gründen, die Jugend, Bildung und Kultur fördert. Über die Jahre werde da ein „ordentlicher siebenstelliger Betrag“ zusammenkommen, sagt der Banker. Mit zwei Massengutschiffen startet Krämer & Christ, weitere Frachter sind in Planung.
Krämer ist gut für das Image der Schifffahrt, aber beliebt ist er in der Branche trotzdem nicht. Schließlich beäugen viele hanseatische Kaufleute seine politischen Ansichten mit Unverständnis. So sprach er sich im vergangenen Jahr für eine höhere Besteuerung von Erbschaften aus. In zahlreichen Talkshows ist Krämer zu Gast. Auch das sehen viele Reederkollegen, die eher zurückhaltend agieren, mit Misstrauen.
Trotzdem hoffen Krämer und Christ, ein Beispiel zu geben für andere Unternehmerinitiativen. Viel Vertrauen brauche man für eine solche Kooperation, sagt Krämer. Und das habe er in Christ – umgekehrt sei es genauso.
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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