Ex-MLP-Chef will Mitte 2008 starten · Unternehmen konkurriert direkt mit ehemaliger Firma · Zielgruppe sind vermögende Kunden
Von Herbert Fromme und Anja Krüger, Köln Bernhard Termühlen kann es nicht lassen: Vier Jahre nach seinem erzwungenen Ausscheiden als Chef des Finanzvertriebs MLP bereitet der 52-Jährige nach FTD-Informationen die Gründung einer neuen Vertriebsfirma für Versicherungs- und Finanzangebote vor. Sein Partner ist der Diplomkaufmann Thomas Scholl. Der 43-Jährige verließ MLP vor Kurzem nach 17-jähriger Zugehörigkeit. Zuletzt war Scholl Chef der Frankfurter Niederlassung, er galt bei vielen MLP-Vertretern als Hoffnungsträger.
Scholl ließ die geplante Neugründung durch einen Sprecher bestätigen. Zielgruppe sollen vor allem vermögende Kunden sein. Mitte 2008 will das neue Unternehmen an den Start gehen. In Branchenkreisen hieß es, Termühlen und Scholl führten bereits Gespräche mit Mitarbeitern sowohl von MLP als auch von der MLP-Tochter Feri, die die Vermögensanlage für wohlhabende Kunden ab 10 Mio. Euro organisiert. Scholl dementierte Gespräche mit Feri-Mitarbeitern.
Termühlens altem Arbeitgeber MLP und Großaktionär Manfred Lautenschläger dürfte die Neugründung wenig Freude machen, ebenso MLP-Chef Uwe Schroeder-Wildberg. Schon heute reagiert der Wieslocher Finanzvertrieb sichtlich nervös auf eine andere Neugründung. Formaxx, hinter der Ex-MLP-Vorstand Eugen Bucher steht, trat am 1. Oktober an und hat 70 aktive Vertreter sowie 350, die bereits angeheuert haben, aber ihre Kündigungsfristen bei Ex-Arbeitgebern noch absitzen müssen. Viele von ihnen kommen von MLP.
Bis vor einigen Monaten hielt Termühlen noch zehn Prozent der MLP-Aktien, verkaufte sie aber im Frühjahr bis auf einen kleinen Restbestand. Der gebürtige Westfale, der sich mit Fahrradfahren fit hält, hatte MLP Ende 2003 im Streit verlassen.
Der promovierte Ingenieur begann seine Karriere 1985 als Vertreter bei dem Finanzvertrieb, erwarb das Vertrauen von Lautenschläger und brachte es 1999 zum Vorstandschef. Termühlen brachte MLP auf Dax-Kurs. 2001 wurde der Finanzvertrieb in den Top-Index aufgenommen, die Vertreter profitierten von dem Höhenflug der MLP-Aktie. Doch Vorwürfe, MLP habe mithilfe von Rückversicherungs- und Factoringverträgen seine Bilanzen geschönt, sorgten für den Absturz – erst der Aktie, dann Termühlens. Anfang 2003 gestand das Unternehmen problematische Bilanzierungspraktiken ein. Im August 2003 flog MLP aus dem Dax. Termühlen, der sich an die schleswig-holsteinische Küste zwecks Aufbaus landwirtschaftlicher Betriebe zurückgezogen hatte, musste immer wieder mit der Staatsanwaltschaft und sogar einer Anklage wegen Bilanzfälschung kämpfen. Das Landgericht Mannheim stellte das Verfahren im Mai aber gegen eine sechsstellige Geldbuße ein. Begründung: Die zu erwartende Strafe stehe nicht in einem angemessenen Verhältnis zur Verfahrensdauer.
Bild(er):
Bernhard Termühlen attackiert MLP und AWD
Quelle: Financial Times Deutschland
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