Spezialversicherer stört sich an nationaler Ausrichtung des GDV · Leben-Sparte bleibt
Von Herbert Fromme, Köln Das Versicherungsunternehmen Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) ist aus dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ausgetreten. Entsprechende Informationen der FTD bestätigte ein Unternehmenssprecher. „Wir sind international tätig, der GDV ist aber ein national arbeitender Verband. Die Mitgliedschaft war nicht mehr passend“, sagte der Sprecher. Der GDV hat 453 Mitgliedsunternehmen aus dem In- und Ausland.
In der AGCS hat der Allianz-Konzern das Versicherungsgeschäft mit Unternehmen gebündelt, die mehr als 500 Mio. Euro Umsatz erwirtschaften. Zu den Hauptkonkurrenten gehören die American International Group (AIG), Zurich und HDI-Gerling. Die AIG ist ebenfalls nicht GDV-Mitglied, die anderen Versicherer schon. Privatkunden und Firmenkunden unter 500 Mio. Euro bedient der Konzern mit der Allianz Versicherung. Diese Gesellschaft sowie der Lebensversicherer bleiben Verbandsmitglieder.
Zu einem möglichen Zusammenhang zwischen dem Austritt und dem inzwischen gegen Geldbuße beigelegten Kartellverfahren gegen das Unternehmen wollte der ACGS-Sprecher nicht Stellung nehmen. Die Allianz hat vor Kurzem ein Bußgeld von 34 Mio. Euro gezahlt, das vom Bundeskartellamt verhängt worden war. Die Behörde hatte 2005 insgesamt 17 Versicherer und deren Manager wegen „gleichförmigen Marktverhaltens“ in den Jahren 2000 und 2001 mit Bußgeldern von zusammen 150 Mio. Euro belegt.
Dabei ging es nicht um Preisabsprachen, sondern um Ausschaltung des Wettbewerbs durch andere Mittel. So hätten die Unternehmen sich darauf verständigt, einfach keine Angebote bei Risiken abzugeben, bei denen ein Konkurrent die Preise erhöhen wollte, urteilte das Kartellamt damals. Dadurch sei der Wettbewerb ausgeschaltet worden.
Ursprünglich hatte die Allianz gegen das Bußgeld Einspruch eingelegt, ihn aber vor Beginn des Gerichtsverfahrens zurückgezogen. Offenbar fürchtete die Konzernführung, dass sich die öffentliche Diskussion der sieben Jahre alten Vorfälle negativ auf das Allianz-Image wirken würde. Der Fachausschuss Industrielle Sachversicherung des GDV spielte bei diesen Absprachen eine wichtige Rolle, lautet der Vorwurf des Kartellamtes.
Zwar war das Gremium im Zuge der Affäre aufgelöst worden. Offenbar fürchtet das Management der Allianz Global aber, dass die Mitgliedschaft im Gesamtverband auch künftig den Verdacht auf Absprachen schüren könnte.
Hinzu kommt, dass der GDV für die Spezialversicherer an Bedeutung verloren hat. Ein Grund ist die gesunkene Bedeutung der GDV-Marktstatistiken. Bis vor wenigen Jahren führte der Gesamtverband ausführliche marktweite Schadenstatistiken, die es den Versicherern erleichterten, Risiken zu analysieren und entsprechende Preise zu kalkulieren. Solche Marktstatistiken sind für kleine Anbieter wichtiger als für die großen, die selbst eine ausreichend große Zahl von Risiken versichern, um aussagefähige Statistiken zu bilden. Deshalb haben große Versicherer, unter ihnen die Allianz, früh begonnen, keine oder weniger Daten mehr zu liefern. Entsprechend wertlos wurde manche Marktstatistik.
Zitat:
„Die Mitgliedschaft war nicht mehr passend“ – Sprecher der Allianz Global Corporate –
Quelle: Financial Times Deutschland
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