Herbert Fromme Das Thema war Johannes Booms sichtlich peinlich. Als der Vorstand der Aachen Münchener Lebensversicherung vor der Presse eine Riester-Fondspolice vorstellte, wurde er nach den „Kickbacks“ gefragt. Bei Fondspolicen zahlen die Fondsanbieter – in diesem Fall DWS – einen Prozentsatz des Kundenvermögens an den Versicherer. Handelt es sich um Dachfonds, klingelt die Kasse zwei Mal – Dachfonds und Einzelfonds zahlen. Bei vielen Anbietern geht es um ein Prozent, bei Dachfonds also um zwei Prozent des Angesparten – jährlich.
Ja, es gebe Kickbacks, sagte Booms. Zur Höhe wollte er nichts sagen, das sei so mit DWS vereinbart. „Über Geld spricht man nicht“, sagte er allen Ernstes. Über was außer Geld spricht man eigentlich bei Lebenspolicen?
Seit Jahren bemüht sich die Branche, mit „Transparenzoffensiven“ Kundenvertrauen zu gewinnen. Die Ergebnisse sind dürftig. Kein Wunder, dass die Politik jetzt über das neue Versicherungsvertragsgesetz und die Informationspflichtenverordnung die Assekuranz zu etwas mehr Offenheit zwingt. Ob die in Berlin erwogenen Maßnahmen wirklich geeignet sind, wird die Zeit zeigen.
Nötig sind sie offenbar. Das zeigen auch Fälle, die der Versicherungsmathematiker und Fachjournalist Axel Kleinlein am Mittwoch auf einem Forum der Fachhochschule Köln vortrug. Ein britischer Lebensversicherer wirbt mit „transparentem Vertragsverlauf“ und „effizienter Anlagestrategie“ – und vergisst zu erwähnen, dass die Kosten in den ersten elf Jahren 87 Prozent (!) der Prämie ausmachen. „Im Verlauf des Rentenbezugs ist eine dynamische Entwicklung der Rente möglich“, so ein Versicherer 2003 bei Abschluss einer Sofortrente. Zu Beginn betrug die Rente 920 Euro, 2005 war sie auf 590 Euro geschrumpft – wahrlich dynamisch. Den Vogel schießt eine Gesellschaft ab, die einen 2002 gekündigten Vertrag 2005 nachregulieren sollte, weil die Rechtslage sich geändert hatte. Das sei unmöglich, „die Vertragsunterlagen sind leider verbrannt“.
Herbert Fromme ist Versicherungskorrespondent der FTD.
E-MAIL: fromme.herbert@ftd.de
Quelle: Financial Times Deutschland
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