Analysten trotz weiterer Gewinnsteigerung skeptisch · Nur geringe Belastung durch Immobilienkrise
Von Herbert Fromme, Köln Trotz einer Gewinnsteigerung von 68 Prozent auf 1,2 Mrd. Euro im dritten Quartal und einer angehobenen Jahresprognose hat die Aktie der Münchener Rück gestern nachgegeben. Sie velor 1,8 Prozent und schnitt damit deutlich schlechter ab als der Dax, der mit minus 0,5 Prozent aus dem Handel ging.
Die Führung des weltweit zweitgrößten Rückversicherers vermochte es nicht, in einer Telefonkonferenz mit Analysten Zweifel an der Entwicklung des Kerngeschäfts Rückversicherung zu zerstreuen. Wie andere Finanztitel leidet die Aktie der Münchener Rück auch am generellen Misstrauen von Anlegern, die Belastungen aus der US-Immobilienkrise (Subprime-Krise) befürchten.
Finanzchef Jörg Schneider sagte, das Unternehmen habe von Januar bis September 3,3 Mrd. Euro nach Steuern verdient. Für das volle Jahr 2007 sei das „Erreichen oder sogar Übertreffen des Zielkorridors“ in greifbarer Nähe. Die Münchener Rück hatte für 2007 ein Gewinnziel von 3,5 Mrd. Euro bis 3,8 Mrd. Euro genannt. Hilfreich für die Gewinnsteigerung war die Unternehmenssteuerreform, die sich bereits mit 432 Mio. Euro positiv niederschlug. Das Unternehmen konnte Rückstellungen für künftige Steuerzahlungen reduzieren.
Im Kerngeschäft Rückversicherung halte man in einem generell schwächeren Marktumfeld an der disziplinierten Haltung fest und zeichne kein verlustbringendes Geschäft, betonte Vorstand Torsten Jeworrek.
Analysten waren an diesem Punkt skeptisch. Sie bezogen sich auf die Schaden- und Kostenquote des Unternehmens, die in der Rückversicherung in den ersten neun Monaten 98 Prozent der Prämieneinnahmen betrug – deutlich schlechter als die 91,2 Prozent im Vorjahreszeitraum. Für jeden Euro Prämie musste die Gesellschaft 69,8 Cent für Schäden und 28,2 Cent für Verwaltungs- und Vertriebskosten ausgeben.
Die Verschlechterung kann nur zum Teil mit höheren Katastrophenschäden erklärt werden. In einer teilweise mit ungewohnter Schärfe geführten Konferenz verwiesen Analysten darauf, dass das Unternehmen noch im Sommer von einem Ziel von 97 Prozent bei durchschnittlicher Naturkatastrophenlast gesprochen habe und jetzt klar darüber liege. Sie fürchten ein weiteres Abrutschen.
Die Subprime-Krise belastete die Aktie eher im Hintergrund. Finanzchef Schneider sagte, die Münchener Rück habe 150 Mio. Euro verloren und halte noch Subprime-Papiere im Wert von 374 Mio. Euro, „das sind 0,2 Prozent unserer gesamten Kapitalanlagen von 170 Mrd. Euro“. Die Möglichkeit, dass die Krise andere Anlageklassen erreiche, sehe er nicht, sagte Schneider.
Bild(er):
Die Statue Walking Man vor einem Gebäude der Münchener Rück. Experten kritisieren das Kerngeschäft des Konzerns
Quelle: Financial Times Deutschland
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