Nicht in die Gebührenfalle tappen

Der Kostenvergleich allein sagt wenig aus über die Leistung eines Lebensversicherers

Von Herbert Fromme Wer eine Lebensversicherung abschließt, soll auf Vertriebs- und Verwaltungskosten achten, argumentieren Verbraucherschützer. Mit der neuen Informationspflichtenverordnung will die Bundesregierung die Versicherer zwingen, diese Kosten in Euro und Cent anzugeben. Die Assekuranz ist dagegen: Nur eine Angabe in Prozent mache eine Lebensversicherung vergleichbar, etwa mit Fonds.

Der Blick auf die Kosten ist sinnvoll, darf aber nicht überbewertet werden, argumentiert Manfred Poweleit. Der Herausgeber des Branchendienstes Map-Report hat die Verwaltungskosten – ohne Vertriebskosten – pro Vertrag und Monat für verschiedene Gesellschaften berechnet. Die der Marktführer liegen zwischen 1,50 Euro und 2 Euro im Monat. Das ist deutlich weniger, als die meisten Banken für die Kontoführung verlangen. Bei Ausreißern liegen die Zahlen über 10 Euro. Versicherer begründen das mit dem Produktmix – so hat die CiV sehr viele Restschuldpolicen – oder mit der niedrigen Zahl von Kunden in ihren Beständen, wie bei der VHV. Die Verwaltungskosten decken nur die reine Verwaltung ab, nicht den Vertrieb, der kostet den Kunden extra. Das können bei einem Vertrag mit 30 Jahren Laufzeit und 100 Euro Monatsbeitrag leicht 1800 Euro sein.

„Bis zu 90 Prozent der Leistung einer Lebensversicherung stammen aus den Kapitalanlagen“, sagt Poweleit. Wenn ein Versicherer da versage, könne er auch mit niedrigen Kosten keinen hohen Ertrag für den Kunden erreichen. „Noch mehr Sorgen sollte man sich machen, ob ein Versicherer bei der Sterblichkeit sauber gerechnet hat.“ Hier könne es bei Fehlkalkulationen einer Gesellschaft zu sehr unliebsamen Überraschungen für die Kunden während der Laufzeit einer Rente kommen. Das gelte auch für die Risiken, die in Berufsunfähigkeitsversicherungen übernommen werden. Hier könne es erhebliche Unterdeckungen geben.

„Ein Kunde sollte einen Versicherer danach aussuchen, ob er sauber kalkuliert, sparsam arbeitet, am Kapitalmarkt sein Geschäft versteht und auch charakterlich die richtige Auffassung von seinen Kunden hat“, sagt Poweleit.

Honorarberater Peter Binz aus Krailling widerspricht nicht, betont aber, dass die Kosten eine zentrale Rolle spielen – vor allem, weil sie durch den Zinseszinseffekt bei lang laufenden Verträgen besonders kräftig wirken. Er rechnet in seinen Modellen vor, dass eine monatliche Anlage von 300 Euro über 30 Jahre bei einem angenommenen Ertrag von acht Prozent 241 000 Euro erbringen kann – oder auch nur 165 000 Euro, wenn eine hohe Kostenladung auf dem Vertrag liegt. „Auch Dachfonds mit ihren Kostenstrukturen wirken sich negativ aus.“

Quelle: Financial Times Deutschland

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