Milliardenverlust bei Swiss Re drückt Börsen weltweit
Von Herbert Fromme, Köln Ein Milliardenschaden bei Swiss Re infolge der Kreditkrise hat gestern die Aktienmärkte schockiert. Der weltgrößte Rückversicherer gab überraschend den Verlust von 1,2 Mrd. Schweizer Franken aus zwei Absicherungsgeschäften – sogenannten Credit Default Swaps (CDS) – für einen Kunden bekannt. Besonders negativ auf die Stimmung der Anleger wirkte sich aus, dass Swiss Re bisher stets betont hatte, die Risiken aus dem CDS-Portfolio seien sehr klein. Die Aktie verlor 10,3 Prozent und riss sowohl in Europa als auch in den USA Kurse von Finanztiteln ins Minus.
Die US-Kreditkrise hat damit einen Teil der Finanzwirtschaft erreicht, der sich bisher als immun betrachtete. Auch die Aktien von Allianz und Münchener Rück verloren deutlich, ohne dass es Anhaltspunkte für Verluste bei diesen Unternehmen gab. Ein Sprecher der Münchener Rück sagte, man habe kein CDS-Engagement als Rückversicherer, bei den Kapitalanlagen betrage es nur 20 Mio. Euro.
Herabstufung für Citigroup
Der Dax verlor durch die erneuten schlechten Nachrichten 1,3 Prozent. US-Indizes gaben zeitweise noch deutlicher nach. Zur negativen Reaktion trug auch die Herabstufung der Citigroup-Aktie durch die Analysten von Goldman Sachs bei, die sie auf „Verkaufen“ setzten.
Das Engagement von Swiss Re sei das einzige dieser Art und in zwei Teilen 2006 und 2007 eingegangen worden, sagte Finanzchef George Quinn. „Der verantwortliche Manager wurde suspendiert.“ Allerdings hätten die entsprechenden Ausschüsse das Geschäft genehmigt. Negativ bewerteten Anleger, dass Quinn noch zwölf Tage zuvor bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen von einem Subprime-Engagement von höchstens 290 Mio. Franken gesprochen hatte.
Kaum statistisches Ausfallrisiko
Swiss Re hatte für einen Kunden, dessen Namen Quinn nicht nennen wollte, ein Wertpapierpaket von 5,3 Mrd. Franken gegen Verluste abgesichert. Das bestand zum großen Teil aus verschiedenen Kategorien verbriefter Hypotheken. Die Papiere hätten eine statistische Ausfallwahrscheinlichkeit von einem Mal in 30 Jahren gehabt, sagte Quinn.
Das Portfolio enthält 953 Mio. Franken an forderungsbesicherten Wertpapieren. Nach einer „beispiellosen Herabstufung“ dieser Papiere durch die Ratingagenturen im Oktober und weil es keinen liquiden Markt dafür gebe, habe Swiss Re den Wert der Papiere auf null herabgesetzt, sagte Quinn. Der Rest des Bestands wurde auf 62 Prozent abgewertet.
Der Vorfall bedeutet einen herben Rückschlag für Swiss-Re-Chef Jacques Aigrain. Der Investmentbanker führt das Unternehmen seit Anfang 2006 mit dem selbst gesteckten Ziel, es attraktiver für Anleger zu machen. Trotz der gestrigen Nachrichten will Aigrain den Jahresgewinn pro Aktie 2007 weiterhin um zehn Prozent steigern. 2006 hatte der Konzern 4,6 Mrd. Franken verdient.
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Quelle: Financial Times Deutschland
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