Neuer Ergo-Chef baut Vorstand um

Michael Rosenberg und Michael Thiemermann verlassen die Münchener-Rück-Tochter · Schaden- und Unfallbereich neu besetzt

Von Herbert Fromme, Köln Deutschlands zweitgrößte Versicherungsgruppe Ergo baut die Führung erneut um. Bei der Münchener-Rück-Tochter scheiden gleich zwei Vorstände aus. Michael Rosenberg, 55, und Michael Thiemermann, 48, gehen zum Jahresende „in gegenseitigem Einvernehmen“, teilte das Unternehmen gestern nach einer Aufsichtsratssitzung mit. In Ergo hat die Münchener Rück die Versicherungsgruppen Hamburg-Mannheimer, Victoria, DKV und DAS gebündelt.

Zu den Gründen für das Ausscheiden der beiden Spitzenmanager aus dem bislang zehnköpfigen Vorstand wollten Ergo und Münchener Rück keine Auskunft geben. In Unternehmenskreisen ist von „Differenzen mit dem Aufsichtsrat“ über formale Mängel in der Geschäftsführung der beiden die Rede. Dabei gehe es um weit zurückliegende Vorgänge. Entscheidender Grund dürfte aber sein, dass sich der künftige Ergo-Chef Torsten Oletzky freie Bahn schafft. Der 41-Jährige wird zum 1. Januar die Führung von Lothar Meyer übernehmen, der in den Ruhestand geht.

Mit Michael Rosenberg verlässt einer der erfahrensten Versicherungsmanager den Konzern. Er ist seit 1985 bei der Victoria, leitete lange die Ergo-IT und bis 2004 die Lebensversicherung. Nach Problemen aus der Kapitalmarktkrise wechselte er in die Führung der Schaden- und Unfallversicherung. Schon damals stand sein Vorstandsposten auf des Messers Schneide. An der Spitze des Schaden- und Unfallbereichs lieferte Rosenberg mit seinem Bereich sehr gute Ergebnisse für Ergo und Münchener Rück ab. Ersetzt wird er durch Christian Diedrich, 51, bei Ergo für das Industrie- und Gewerbegeschäft sowie die Schadenabwicklung zuständig.

Michael Thiemermann ist Personalvorstand des Konzerns und Arbeitsdirektor der Ergo-Gesellschaften. Seine Stelle übernimmt ab Januar vorläufig Oletzky. Bereits mit Wirkung zum 30. September hatte Kurt Wolfsdorf, Chef der gesamten Ergo-Lebensversicherung, wegen „Differenzen über die zukünftige Geschäftspolitik“ den Konzern nach nur 15 Monaten verlassen.

Der Aderlass in der Führung gibt Oletzky die Möglichkeit, Ergo nach seinen Vorstellungen auszurichten. Er ist ein Schnellstarter. Nach dem Studium ging er 1993 zu McKinsey. Zur Ergo-Tochter Hamburg-Mannheimer kam der promovierte Betriebswirt 2000. Er wurde 2001 in den Vorstand befördert, 2004 auch in den der Holding Ergo. Dort ist er für IT und Kundenservice zuständig.

Ergo erzielt ordentliche Gewinne für die Münchener Rück, hat aber ähnlich wie die Mutter Wachstumsprobleme. Die Integration zwischen den verfeindeten Teilen Hamburg-Mannheimer in Hamburg und Victoria in Düsseldorf geht ebenfalls nicht so schnell voran wie gewünscht. Erschwert wird sie durch eine komplexe Matrixstruktur aus eigenständigen Marken und zentralen Spartenzuständigkeiten, die zu Reibungsverlusten führt.

Bild(er):

Torsten Oletzky verändert das Vorstandsteam

Quelle: Financial Times Deutschland

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