Hohe Kosten drücken die Renditen der geschlossenen Beteiligungsmodelle · Neue Frachter erhöhen den Konkurrenzdruck
Die Renditen von Schiffsfonds dürften Experten zufolge künftig sinken. Die Kaufpreise für neue und gebrauchte Schiffe befinden sich weiterhin auf Rekordniveau, die Betriebskosten für die Frachter steigen weiter, gleichzeitig drückt der schwache Dollar die Einnahmen. Einig sind sich Branchenbeobachter, dass Fonds selektiver gezeichnet werden sollten als früher. Anleger müssen sich also besser informieren.
Investoren müssen sich künftig mit Renditen von 5,5 bis 6,5 Prozent zufriedengeben, meint das Emissionshaus Norddeutsche Vermögen. Gewinne von bis zu neun Prozent wie in der Vergangenheit werde es nicht mehr geben. Längst nicht alle Anbieter würden das aber zugeben und die niedrigere Renditeerwartung in neuen Prospekten auch entsprechend ausweisen, kritisiert Christian Drake, Vertriebsmanager bei der Norddeutschen Vermögen.
Das Aus für Schiffsbeteiligungen befürchtet er durch diese Entwicklung nicht – zumindest nicht, solange die Tonnagesteuer fast steuerfreie Ausschüttungen der Fonds möglich macht. „Wenn die prospektierten Renditen dann auch eintreten, ist das durchaus noch sehenswert.“ Die Norddeutsche Vermögen selbst hat allerdings schon seit drei Jahren keinen Schiffsfonds mehr aufgelegt.
Tatsächlich fällt es den Initiatoren immer schwerer, gute Fondsprojekte aufzutun. Wer heute ein Schiff bestellt, zumeist auf einer Werft in China oder Südkorea, muss bis 2010 oder 2011 auf die Ablieferung warten. Der Betrieb laufender Schiffe wird gleichzeitig teurer. Nach einer Studie der HSH Nordbank, des weltgrößten Schiffsfinanzierers, sind die Kosten für den Betrieb deutscher Containerschiffe von 2005 bis 2006 um 16 Prozent gestiegen.
Das liegt an den wachsenden Preisen für Schmierstoffe, aber auch daran, dass Offiziere und Kapitäne weltweit Mangelware sind und die Personalkosten daher ebenfalls steigen. Von den hohen Treibstoffpreisen allerdings sind die Fonds nicht direkt betroffen. Diese müssen die Reedereien, die die Schiffe chartern, selbst zahlen.
Unsicherheiten gibt es auch über die weitere Marktentwicklung. In den nächsten Jahren wird eine große Anzahl bestellter Schiffe abgeliefert und könnte für ein Überangebot an Frachtraum sorgen, das wiederum die Raten und damit die Einnahmen der Schiffsfonds drücken könnte. Allein deutsche Reeder, die ihre Schiffe zu einem guten Teil mithilfe der Emissionshäuser über Fonds finanzieren, haben noch mehr als 1200 Frachter im Wert von über 35 Mrd. Euro bestellt. Andererseits drosseln gerade Containerreedereien derzeit die Geschwindigkeit in ihren Diensten, um teuren Treibstoff zu sparen. Dadurch werden aber mehr Schiffe benötigt, um die gleiche Transportkapazität anbieten zu können.
„Es wird schwierig, die Rendite zu halten“, meint auch Michael Rathmann, Experte für Schiffsfonds und Inhaber der Vertriebsgesellschaft Mira. Schiffsbeteiligungen könne man weiter zeichnen, aber nur sehr selektiv. „Manche machen alles, was noch schwimmt, zu einem Fonds“, kritisiert er. Bis jetzt verkaufe sich noch jeder Fonds. Besonders Banken drückten auch zweifelhafte Projekte in den Markt.
Sowohl Rathmann als auch Drake von der Norddeutschen Vermögen erwarten sinkende Provisionen für den Vertrieb von Schiffsbeteiligungen. Das könnte wiederum den Eifer der Vermittler beim Verkauf der Fonds bremsen. „Niedrigere Provisionen kann man sich nur mit qualitativ hochwertigen Produkten leisten“, sagte Drake. Im freien Vertrieb hätte ein Schiffsfonds mit nur fünf Prozent prognostizierter Rendite wohl sowieso kaum eine Chance, sagt Norbert Hanf, Vertriebsvorstand beim Fondsgroßhändler Brenneisen Capital. „So etwas würde über die Banken laufen.“
Brenneisen Capital bewertet die Fonds, die das Unternehmen verkauft, und gibt seinen Vertriebspartnern Empfehlungen für besonders gute Angebote. Im zweiten Quartal dieses Jahres gab es zum ersten Mal kein empfohlenes Schiffsprodukt, berichtet Hanf. „Es ist nicht einfach, gute Fonds zu finden.“ Die Nachfrage nach Schiffsbeteiligungen ist dennoch weiter hoch, so Hanf. „Gute Produkte sind manchmal innerhalb von Stunden ausverkauft.“
Fondsanalyst Philip Nerb warnt vor Verallgemeinerungen. „Das ganze Preisgefüge hat sich verschoben.“ Bei den Schiffspreisen, aber auch auf der Einnahmeseite sei ein nachhaltig höheres Niveau erreicht. Die Einkaufspreise für Schiffe variierten je nach Verhandlungsgeschick und Marktmacht der Fondshäuser und Reedereipartner deutlich. „Wie der einzelne Initiator einkauft, ist nicht vergleichbar.“
Der Kaufpreis der Schiffe, meist in Dollar vereinbart, werde außerdem durch den Wechselkurs für Anleger günstiger, erklärt Jens Burgemeister von HCI Capital. Das steigere die Profitabilität. Im Übrigen gelte: „Die Frage der Rendite kann, wie die Erfahrung zeigt, erst nach dem Verkauf des Investments beantwortet werden.“
Bild(er):
Containerschiff im Unwetter: Auch einige geschlossene Fonds dürften stürmischen Zeiten entgegensehen – Laif/Jörg Gläscher
Katrin Berkenkopf
Quelle: Financial Times Deutschland
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