Abrupter Abgang von Bâloise-Chef

Aktie des Versicherers stark im Plus · Spekulationen über Fusion oder Übernahme

Von Herbert Fromme, Hamburg Frank Schnewlin, seit 2002 Chef des Schweizer Versicherers Bâloise in Basel, verlässt Knall auf Fall das Unternehmen. Daraus resultierende Spekulationen über eine mögliche Fusion oder Übernahmen des drittgrößten Schweizer Versicherers sorgten für einen Anstieg der Aktie um zeitweise 6,6 Prozent. Sie schloss mit einem Plus von 4,6 Prozent bei 115,8 Schweizer Franken. Seit Jahren hatte das Papier eher enttäuscht.

Als Grund für Schnewlins Weggang nannte Bâloise „unterschiedliche Auffassungen in der Führung des Unternehmens“. Einzelheiten behielt der Versicherer für sich. „Operativ ändert sich nichts“, behauptete ein Sprecher. Der Verwaltungsrat habe Schnewlin ausdrücklich gedankt.

Einen Nachfolger für Schnewlin nominierte der Versicherer nicht. Bis Ende April 2009 führt Verwaltungsratspräsident Rolf Schäuble auch operativ den Konzern, der in Deutschland mit der Niederlassung Basler in Heilbronn und dem Deutschen Ring in Hamburg vertreten ist. Spätestens bei der Generalversammlung am 30. April 2008 soll Schäubles Doppelmandat enden. Bis dahin werde Vizepräsident Georg Krayer den Verwaltungsrat leiten.

Die bevorstehende Übernahme einer anderen Gesellschaft sei „der wahrscheinlichste Grund für Schnewlin, die Firma zu verlassen“, sagte Analyst René Locher von Sal. Oppenheim in Zürich der Agentur Bloomberg. „Möglicherweise wird der Chef der übernommenen Gesellschaft auch die vereinigte Gruppe führen“, sagte Locher.

In Versicherungskreisen hieß es gleichzeitig, Bâloise könne selbst ein Übernahmeziel sein. Der Lebensversicherer Swiss Life stehe vor einem Angebot. Bâloise galt schon einmal vor sieben Jahren als Übernahmekandidat. Damals hielt der Konkurrent Zurich Financial schon mehr als 20 Prozent, zog sich aber nach eigener Schwächung durch die Börsenkrise zurück.

Swiss Life hat gerade mehrere Versicherer und die Banca del Gottardo verkauft und mehr als 4 Mrd. Franken in der Kasse. Swiss-Life-Chef Rolf Dörig verfolgt ein aggressives Wachstumsprogramm, hat aber den Aktionären rund 2,5 Mrd. Franken in Form von Aktienrückkäufen versprochen. Außerdem hat er für Anfang 2008 ein Übernahmeangebot für den Hannoveraner Finanzvertrieb AWD angekündigt, das AWD mit 1,16 Mrd. Euro bewertet.

Ein Bâloise-Sprecher wies sowohl die Kauf- als auch die Zukaufvariante zurück. „Der Weggang Schnewlins hat nichts zu tun mit Fusionen oder Übernahmen“, sagte er. Auch gebe es keine nennenswerten Belastungen durch die US-Kreditkrise. Die Chemie zwischen Schäuble und Schnewlin habe einfach nicht mehr gestimmt, hieß es in Unternehmenskreisen.

Die mit 7,5 Mrd. Franken Prämieneinnahme mittelgroße Versicherungsgruppe erzielte 2006 mit 707 Mio. Franken den höchsten Gewinn ihrer Geschichte. Er lag 75 Prozent über dem des Vorjahres. Dazu trugen die Umbauten der vergangenen Jahre ebenso bei wie die Aktienkonjunktur und die positive Entwicklung von Schäden und Einnahmen in der Versicherung.

Zitat:

„Operativ ändert sich nichts“ – Bâloise-Sprecher –

Quelle: Financial Times Deutschland

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