Minderheitseigner des Versicherers fordern Schadensersatz · Verein vertritt fünf Prozent der Anleger
Von Herbert Fromme, Köln Der Versicherungskonzern AMB Generali muss mit der Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung und der Einsetzung eines sogenannten „besonderen Vertreters“ durch Minderheitsaktionäre rechnen. Die von dem Berliner Anwalt Martin Weimann gegründete Verbraucherzentrale für Kapitalanleger (VzfK) teilte gestern mit, dass sie Vollmachten für mehr als fünf Prozent des Aktienkapitals der AMB Generali hält. Das reicht für die Hauptversammlung und wohl auch für den „besonderen Vertreter“.
Die Aktionärsschützer um Weimann wollen Schadensersatz „im hohen dreistelligen Millionenbereich“ durchsetzen, weil ihrer Ansicht nach die Einbringung des Vermögensverwalters AMB Generali Asset Managers in die italienische Generali Investments den Interessen der Minderheitsaktionäre geschadet hat. „Dabei wurden Mechanismen eingesetzt, die zum Nachteil der deutschen Gesellschaft sind“, sagte Weimann. Generali wolle den Wert der deutschen Tochter reduzieren, damit ein geplanter Squeeze-out der Minderheitsaktionäre billiger werde. Auch die Abberufung des bisherigen Vorstandsvorsitzenden Walter Thießen im Juni des Jahres stößt auf Kritik. Er sei entlassen worden, weil er den Interessen der italienischen Mutter im Weg stand, so die VzfK.
AMB Generali wies die Vorwürfe zurück. Die Einbringung des Asset Managers sei mit einer angemessenen Gegenleistung, nämlich einem Anteil an der italienischen Gesellschaft, verbunden gewesen, teilte das Unternehmen mit. Die Spekulationen über die Gründe für Thießens Weggang seien unzutreffend.
„Wir werden zeitnah die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung verlangen“, sagte Anwalt Weimann. Dafür sind fünf Prozent der Aktien ausreichend. Dann muss die Hauptversammlung über Anträge auf eine Sonderprüfung und zur Einsetzung des im Aktiengesetz vorgesehenen „besonderen Vertreters“ entscheiden. Er kann im Unternehmen im Interesse der Minderheitsaktionäre ermitteln, um Schadensersatzansprüche gegen den Mehrheitsaktionär geltend zu machen. Auch bei der von der italienischen Unicredit kontrollierten HypoVereinsbank hat die VzfK einen „besonderen Vertreter“ durchgesetzt.
„Bei der Abstimmung über den besonderen Vertreter ist der Mehrheitsaktionär nicht stimmberechtigt“, sagte Weimann. Zur Zeit hält die italienische Generali-Gruppe direkt und indirekt 86,18 Prozent an der AMB Generali, der Rest ist breit gestreut. Mit fünf Prozent sei es sehr wahrscheinlich, die Mehrheit bei einer Abstimmung ohne den Hauptaktionär zu erhalten.
Die Generali hatte im Frühjahr 2006 den Minderheitsaktionären der deutschen Tochter 98 Euro pro Aktie geboten und so 14,2 Prozent erworben. Gestern stieg die Aktie um 0,9 Prozent auf 104,59 Euro.
Zu AMB Generali gehören die Versicherer Aachen Münchener, Generali, Volksfürsorge, Central, Advocard und Cosmos. Die Gruppe liefert nach einem gewaltigen Umbauprozess gute Ergebnisse ab. Allerdings hat die Mutter in Triest die Messlatte jetzt noch höher gelegt und eine weitere Gewinnsteigerung verlangt.
Im Unternehmen gibt es deutliche Unruhe: Die AMB Generali will die Töchter Generali in München und Volksfürsorge in Hamburg unter der Führung der Münchener verschmelzen. Auch der überraschende Weggang des Konzernchefs Thießen sorgte für Erschütterungen, ebenso wie die Schließung des eigenen Vertreteraußendienstes der Aachen Münchener, die jetzt nur noch über die Vertriebsorganisation Deutsche Vermögensberatung AG verkauft. Schließlich zieht die Holding AMB Generali, deren Rolle nach der Fusion Hamburg-München deutlich kleiner als bisher ausfallen dürfte, selbst von Aachen nach Köln um. Offenbar setzt die VzfK darauf, dass die italienischen Generali-Chefs in dieser schwierigen Lage die zusätzliche Unruhe durch außerordentliche Hauptversammlung und besonderen Vertreter scheuen und ein neues, höheres Angebot an die Minderheitsaktionäre machen.
Zitat:
„Wir werden zeitnah eine HV verlangen“ – Martin Weimann, Verbraucherzentrale für Kapitalanleger –
Bild(er):
Immer wieder machen Kleinaktionäre mit ihren Forderungen den Konzernen das Leben schwer – jetzt trifft es AMB Generali – Argum/FTD-Montage
Quelle: Financial Times Deutschland
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